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AutorenbildKate S. Stark

Von 2.000 auf 10.000 Wörter am Tag? (Rezension)

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Ist es möglich, sein durchschnittliches Wordcount-Pensum von 2.000 Wörter am Tag auf 10.000 Wörter am Tag zu steigern und das auch konsequent durchzuhalten?


Und wenn ja, wie zur Hölle stellt man das an?


Genau diese Fragen hat sich Autorin Rachel Aaron vor über einem Jahrzehnt gestellt, Antworten gefunden und 2011 dazu einen viralen Blogpost geschrieben: How I Went From Writing 2,000 Words a Day to 10,000 Words a Day.

Und sie hat es tatsächlich geschafft, ein Pensum von 10.000 Wörtern täglich durchzuhalten.


Weil ihr Blogpost so viel Anklang gefunden hat und sie immer wieder dieselben Fragen gestellt bekommen hat, hat Aaron entschieden, ein Buch auf Basis ihrer Erkenntnisse und Erfahrungen zu schreiben: 2k to 10k: Writing Faster, Writing Better, and Writing More of What You Love.*



Laut Amazonbezahlhistorie habe ich dieses Buch bereits im Jahr 2015 gekauft und seitdem mehrmals gelesen. Zuletzt vor ein paar Wochen, da ich selbst gerade versuche, meinen täglichen Wordcount nachhaltig zu erhöhen.


Was mich besonders verblüfft hat, war, wie einfach ihre Ratschläge sind, teils sogar unglaublich offensichtlich, dass man eigentlich selbst hätte draufkommen können.


Dieser Blogpost ist zum Teil Buchrezension, gibt aber auch einige der Tipps wieder, die mir beim Lesen besonders ins Auge gefallen sind und die ich zum Teil schon selbst mit großen Erfolgen ausprobiert habe.


Wenn ihr das Buch gerne selbst lesen möchtet, findet ihr es hier.*


Part 1 ist eine Goldgrube

Aarons Buch ist in zwei Teile aufgeteilt, eine aktualisierte Version ihres 2k to 10k Blogposts, den es übrigens auch kostenlos in der Originalfassung auf ihrem Blog zu lesen gibt, und weitere Tipps rund um Planung, Worldbuilding und Überarbeitung, die diese 10k-Tage für sie überhaupt erst möglich machen.


Während ihre Schreibtipps nice to have sind, ist da nicht wirklich viel Neues dran. Wer mehr zum Thema Plotten lernen möchte, ist besser mit Büchern wie Save the Cat writes a Novel* von Jessica Brody dran. Trotzdem fand ich es sehr interessant, den kompletten Schreibprozess einer Autorenkollegin zu sehen. Mich fasziniert es, anderen Schreibenden dabei über die Schulter zu gucken und zu sehen, wie sie arbeiten.


Wirklich hilfreich war für mich allerdings der erste Part des Buchs: How I Went from Writing 2,000 Words a Day to 10,000 Words a Day. Deutsch: Wie ich von 2.000 Wörtern täglich auf 10.000 Wörtern gekommen bin.

Darin zeigt Aaron auf, wie sie sich nach und nach mit ihrem Schreibprozess auseinandergesetzt hat, um ihn so weit zu optimieren, dass sie ohne Mühen 10.000 Wörter am Tag schreiben konnte.


Kurze Anmerkung 1: Aaron war zu diesem Zeitpunkt bereits Vollzeit-Autorin, ich bin es auch, d.h. theoretisch haben wir den ganzen Tag Zeit, um zu schreiben. Deswegen ist es für uns sicher leichter, auf solche hohen Wordcounts zu kommen als für Schreibende mit Brotjob oder anderen wichtigen Verpflichtungen. Aaron schreibt nach eigenen Angaben in ihrem Buch täglich zwischen sechs bis sieben Stunden.


Kurze Anmerkung 2: Wenn wir über Wordcount sprechen, ist auch anzumerken, dass es einen Unterschied macht, ob man auf Englisch schreibt oder auf Deutsch. Ich finde, das vergisst man leicht, aber im Deutschen bestehen die Wörter oft aus weit mehr Buchstaben (teils ja auch aus mehreren zusammengesetzten Wörtern) als im Englischen. Deswegen ist ein direkter Vergleich nicht immer leicht.


Aarons Dreieck der Schreibproduktivität

Während der Reflektion ihrer Erfahrungen hat Aaron ein Dreieck erstellt, dessen drei Seiten ihr dabei geholfen haben, ihren Output signifikant zu steigern:

  • Knowledge - Wissen

  • Time - Zeit

  • Enthusiasm - Begeisterung


Wirklich wichtig ist dieses Dreieck meiner Meinung nach nicht. Es dient höchstens zur visuellen Gedächtnisstütze, war vielleicht ein Versuch, eine Art System zu entwickeln, der aber nicht wirklich Früchte getragen hat.


Was zählt, sind die drei Elemente: Wissen, Zeit und Begeisterung.


Diese hat sich Aaron Stück für Stück beim Schreiben an ihren Büchern erarbeitet, hatte als Mutter eines Kleinkinds nur wenig Zeit und einige Deadlines für die Abgabe ihres nächsten Buchs im Nacken, aber nicht den benötigten Output, den sie wollte.

Um das zu ändern hat sie sich nicht auf irgendwelche Hacks verlassen (z.B. nur in Comic Sans zu schreiben, weil das angeblich schneller macht), sondern sich stark mit ihrem Prozess auseinandergesetzt. Denn eigentlich ist laut Aaron nur eine Veränderung der eigenen Perspektive wichtig und die Fähigkeit, ehrlich zu sich selbst zu sein, was sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch zieht.


Drastically increasing your words per day is actually pretty easy. All it takes is a shift in perspective and the ability to be honest with yourself (which is the hardest part). - Rachel Aaron, 2k to 10k

(deutsch: Drastisch seinen täglichen Wordcount zu erhöhen, ist eigentlich ziemlich leicht. Man braucht dazu nur eine Veränderung der Perspektive und die Fähigkeit, ehrlich zu sich selbst zu sein (was der schwierigste Teil ist).)


Ich kann dem nur zustimmen, auch dass das Ehrlichsein zu sich selbst mitunter nicht leicht ist. Aber es lohnt sich, wie ihr im Laufe des Blogposts noch sehen werdet.


Wissen - Du musst wissen, was du schreiben wirst.

Aaron sagt, dass von allen drei Elementen ihres Dreiecks Wissen am wichtigsten ist und am meisten für Veränderung sorgen kann. Auch da kann ich ihr voll und ganz zustimmen.


In ihrem Buch erzählt sie von einer besonders anstrengenden Szene, an der sie bereits mehrere Tage geschrieben hat, ohne voranzukommen. Irgendwann hat sie es aufgegeben, den Laptop zugeklappt und sich stattdessen in einem Notizbuch handschriftlich Gedanken dazu gemacht, wie sie aus ihrem Schlamssel wieder rauskommt.


Und es hat funktioniert.


Für ihre Brainstorming-Session auf Papier hat sie knapp fünf Minuten gebraucht, danach hat sie die restliche Szene innerhalb kürzester Zeit heruntergeschrieben.


Halten wir also fest: Um schneller beziehungsweise mehr zu schreiben, ist es wichtig, zu wissen, was man schreibt - und zwar bis ins kleinste Detail.


Aaron macht das mittlerweile vor jeder neuen Szene, was ihren Schreibprozess revolutioniert hat, und das obwohl es nur ein paar Minuten mehr sind.


Auch ich habe mir das inspiriert von ihr angeeignet. Dadurch konnte ich das Ende von Schatten der Hexe in Rekordzeit schreiben, obwohl ich sonst im letzten Drittel eines Buchs immer große Probleme habe.

Bevor ich aber ein finales Fazit dazu ziehen kann, möchte das aber noch eine Weile lang testen. Bisher hat es aber wirklich sehr geholfen.


Zeit - Du musst wissen, wann du am besten schreibst.

Nach dieser Erkenntnis zum ersten Element des Dreiecks war Aaron angefixt und hat festgestellt, dass sie eigentlich gar nicht weiß, wie lange sie für das Schreiben eines Buchs braucht. Oder wann sie am effektivsten beim Schreiben ist.

Mir ging es da lange Zeit ähnlich.)


Das ist natürlich keine gute Aussage für jemanden, der das beruflich macht. Leute mit anderen Berufen arbeiten ja auch nicht einfach ins Blaue hinein, ohne sich aufzuschreiben, wie viele Stunden es gewesen sind. Manche Berufe notieren sich das sogar akribisch genau, weil ich damit ihr Lohn berechnen lässt.


Sidenote: Hier muss ich auch immer an Handwerker denken, die sich natürlich ihre gearbeiteten Stunden aufschreiben und sie den Kunden dann in Rechnung stellen.

Viele Leute mögen das Schreiben als einen künstlerischen Beruf ansehen, ich halte es, wie die britische Autorin Rachel McLean in ihrem Buch 5 Steps to Author Success*, dagegen für Handwerk. Handwerk, das man bis zu einem gewissen Grad lernen kann, und Handwerk, das man nachverfolgen sollte, um auch tatsächlich angemessen für seine Arbeit bezahlt zu werden (auch wenn das für uns Künstler nicht immer einfach ist).

Aaron macht in späteren Kapiteln einen ähnlichen Vergleich und nennt sich einen Story-Architekt und nicht bloß eine Künstlerin.


Zurück zum eigentlichen Thema …


Um also herauszufinden, wie lange sie fürs Schreiben braucht und wann ihre produktivsten Zeiten sind, hat Aaron eine Tabelle erstellt und zwei Monate lang ihren Prozess damit beobachtet. Sie hat sich aufgeschrieben, wann sie mit dem Schreiben begonnen und wieder aufgehört hat, wie viele Wörter sie dabei zustande gebracht hat und wo sie war.


Anschließend hat sie sich das alles angeschaut und ihren Prozess optimiert, indem sie ihre Schreibarbeit auf ihre produktivsten Stunden gelegt und sich konsequent daran gehalten hat.

Auch das hat zu einer Erhöhung ihres Outputs geführt, wodurch sie am Ende in der Lage war, so gut wie jeden Tag 7.000 Wörter, manchmal sogar schon 10.000 Wörter zu schreiben.


Ich persönlich nutze auch schon seit einer Weile eine solche Wordcount-Tabelle. In diesem Blogpost erzähle ich mehr dazu und teile auch eine kostenlose Vorlage mit euch, solltet ihr sie nicht selbst erstellen wollen.


Begeisterung - Du musst dich für die Szene begeistern, die du schreiben möchtest.

Wie oben bereits erwähnt, hat Aaron ihren Output durch die ersten beiden Seiten des Dreiecks bereits sehr gesteigert. Ein paar 10k-Tage waren auch schon dabei, aber es gab auch immer wieder welche, an denen ihr das Schreiben nicht so gut gelungen ist.


Also hat sie sich auch hier wieder hingesetzt und darüber reflektiert. Falls ihr einen solchen Feedback-Prozess in eure eigene Schreibroutine einbauen wollt, um Schreibflauten oder gar herannahende Blockaden schneller zu erkennen, findet ihr hier drei Schritte zur Unterstützung.


Als Aaron ihre Arbeit analysiert hat, ist ihr aufgefallen, dass das einen bestimmten Grund hat. Die Szenen, die sie an diesen sehr guten Tagen geschrieben hat, waren die, auf die sie sich am meisten gefreut hat. Szenen, von denen sie begeistert war.

Und die Szenen, die sie an schlechten Tagen geschrieben hat, waren eher die langweiligen.


Da ist es natürlich kein Wunder, warum sie an manchen Tagen so gut vorangekommen ist, an anderen aber nicht. Es lag an der Begeisterung - oder der Langeweile.


Aaron hat dafür eine sehr einfache Lösung gefunden:


Every day, while I was writing out my description of what I was going to write for the knowledge component of the triangle, I would play the scene through in my mind and try to get excited about it. - Rachel Aaron, 2k to 10k

Sprich, sie hat versucht, etwas an der anstehenden Szene zu finden, das sie begeistert und antreibt, sie schneller zu schreiben.

Aaron fährt fort, dass sie, falls sie nichts findet, was sie begeistert, die Szene schlichtweg geändert oder ganz weggelassen hat. Denn, was sie schon beim Schreiben nicht begeistert, wird sicher auch den Leser langweilen. Letzteres müssen wir natürlich unbedingt vermeiden.


In einem Kapitel des zweiten Parts von 2k to 10k geht Aaron noch genauer darauf ein, wie sie Szenen strukturiert und welche Anforderungen diese mindestens erfüllen müssen. Das war, meiner Meinung nach, eines der hilfreichsten Kapitel im zweiten Part.


Ist das dauerhaft möglich?

Auch wenn ich aus ihrem Blog nicht herauslesen kann, ob sie noch immer ihre 10k-Tage durchzieht, hat sie zumindest noch ein weiteres Buch auf diese Weise geschrieben. Über 70.000 Wörter in 12 Tagen. Das will was heißen, finde ich.


Ich denke, dass es mit etwas Übung und Fleiß aber durchaus möglich ist, das dauerhaft durchzuhalten. Wenn man die nötige Motivation hat, welche das auch sein mag, schafft man das sicher. Aaron wäre da nicht die erste Autorin, die dauerhaft auf so hohe Wordcounts kommt. Der brasilianische Schriftsteller Ryoki Inoue hat oft Tag und Nacht geschrieben, um seine Bücher fertigzustellen und über 1000 Werke verfasst.


2022 habe ich auch innerhalb von 11 Tagen einen Roman geschrieben, wobei der Großteil davon mittels Diktatsoftware entstanden ist. Einen Bericht darüber findet ihr hier.



Wenn man täglich so viel schreibt, braucht man aber definitiv sehr viele Ideen. Mit 10.000 Wörtern am Tag kann man schließlich alle ein bis zwei Wochen einen neuen Roman fertigstellen, wenn man es konsequent anstellt.

An Ideen mangelt es mir nicht, eher an Disziplin und Durchhaltevermögen, was aber beides Dinge sind, die man auf Dauer steigern kann. Es ist ein Marathon, kein Sprint, und wer weiß, vielleicht schreibe ich eines Tages auch 10.000 Wörter am Tag oder mehr?


Davor ist aber noch einiges an Training nötig. Im Moment möchte ich mich erst einmal darauf konzentrieren, wirklich jeden Tag zu schreiben. Da hat mir dieses Buch definitiv geholfen und euch ja vielleicht auch. Gerade der Tipp rund um die Wissensseite ihres Dreiecks ist mir in Erinnerung geblieben und hat sich bisher sehr gut in meiner eigenen Schreibroutine etabliert.


Wie Aaron auch in ihrem Buch schreibt, zählt am Ende aber nicht die Anzahl der geschriebenen Wörter, sondern ob man mit dem eigenen Schreiben zufrieden ist. Und auch da kann ich ihr zustimmen.


Hier ein letztes Zitat aus 2k to 10k, das ich sehr passend fand:


In the end, what matters most is that you’re happy with your own writing, because - contrary to the myth of the tortured artist - a happy writer will always produce more and better than an unhappy one. - Rachel Aaron, 2k to 10k

Offensichtlich, aber trotzdem augenöffnend

Wie ihr vielleicht gemerkt habt, sind ihre Tipps und Erkenntnisse eigentlich nichts Weltbewegendes, sondern sogar sehr offensichtlich.


Da hätte man auch selbst drauf kommen können, habe ich mir oft beim Lesen gedacht.

Bin ich aber nicht und deshalb froh, dass ich ihr Buch entdeckt habe.


Hätte man das auch in der Hälfte der Wörter und mit weniger Rechtschreibfehlern hinbekommen?

Wahrscheinlich, aber ich lese solche Erfahrungsberichte von Autorenkollegen viel lieber als trockene Ratgeber, bei denen man zweimal nachdenken muss, bevor man den Satz verstanden hat, den man gerade gelesen hat (looking at you, John Truby!).


Aber eben weil es so offensichtlich und ohne großes Brimborium geschrieben ist, sind ihre Ratschläge auch sehr einfach umzusetzen. Praktisch sofort kann man damit anfangen, seinen Output zu steigern.


Das Buch war in einfach verständlichem Englisch geschrieben und hatte fast etwas von einer Unterhaltung. Sehr sympathisch und kein bisschen langweilig. Eine klare Empfehlung von mir.


Neugierig geworden? Hier findet ihr das Buch!*



Jetzt ist eure Meinung gefragt! Glaubt ihr, dass man das auf Dauer durchhalten kann? Kennt ihr vielleicht sogar Schriftsteller, die täglich so viel schreiben?

Und falls ihr das Buch auch gelesen habt: Welches war der hilfreichste Tipp für euch?


Ich freue mich auf eure Kommentare und hoffe, dass dieser Post hilfreich für euch war.

eure kate


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Über Kate Stark

Schreibt Bücher und macht YouTube-Videos über ihr Autorenleben.
Liebt Social Media, Fantasy, Notizbücher und Schokolade.

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