Während meiner langen Autorenkarriere, habe ich einige Bücher geschrieben, weit über zwanzig, und zwölf davon mittlerweile veröffentlicht. Bei den ersten hatte ich keinen wirklichen Plan und es gab lange nicht so viele hilfreiche Artikel übers Schreiben, wie man sie heute im Internet findet.
Aber nach und nach hat sich herauskristallisiert, welche zehn Dinge ich vorab brauche, bevor ich beginne, ein Buch zu schreiben.
In diesem Blogpost möchte ich sie kurz und knapp mit euch teilen und euch so einen Richtungsweiser geben.
Gerade, wenn man am Anfang steht, können einen die vielen Entscheidungen ziemlich überwältigen. Vor allem, wenn ihr noch nicht wisst oder euch unsicher seid, worüber ihr schreiben möchtet, ist dieser Blogpost eine gute Stütze und eine erste Anlaufstelle.
Anmerkung: Ich plane zu den einzelnen Punkten weitere Blogposts zu schreiben.
Stellt mir in den Kommentaren also gerne eure Fragen dazu oder lasst mich wissen, worauf ihr vor dem Schreiben besonders achtet.
Sobald neue Artikel hinzukommen, werde ich sie hier verlinken. Schaut also gerne öfter hier vorbei, um sie nicht zu verpassen - oder abonniert meinen YouTube-Kanal, wo ich neben Schreibvlogs und Schreibupdates auch Videos mit Tipps zum Schreiben veröffentliche.
1. Genre(s)
Ich rate es euch, euch zuerst Gedanken zum Genre (oder den Genres) zu machen, in dem ihr schreiben möchtet. Also die Richtung, in die es gehen soll, beispielsweise Fantasy, Thriller oder Liebesroman (was übrigens die drei beliebtesten sind).
Vom Genre hängt nämlich alles andere ab.
Leser unterschiedlicher Genres haben unterschiedliche Erwartungen an euer Buch.
Bei Krimis und Thriller sind es meistens Standalones, oder Standalone-Serien mit einem zentralen Ermittler (z.B. Sherlock Holmes, Hercule Poirot).
Bei Fantasy gibt es oft Reihen mit mächtigen Schinken wie Das Lied von Eis und Feuer oder Das Rad der Zeit.
Bei Liebesromanen erwartet man ein Happy End für die Charaktere, bei Horror oder Thriller eher nicht.
Abgesehen davon, dass es euch den Rest der Planung eures Buchprojekts erleichtert, hilft es auch anderen wie z.B. Verlagen, Buchhändlern oder (am allerwichtigsten) den Lesern zu entscheiden, ob euer Buch zu ihnen passt und gekauft werden soll.
Tipp: Solltet ihr euch unsicher sein, welches Genre für euch das richtige ist, werft einen Blick in euer Bücherregal. Welche Genres lest ihr am liebsten? Das ist meistens ein guter Startpunkt, weil ihr dann schon eine Ahnung habt, mit welchen Erwartungen ein Leser an euer zukünftiges Buch herangehen wird.
Natürlich müsst ihr euch nicht auf ein Genre festlegen. Heutzutage ist bei vielen Büchern ein Mix aus zwei bis drei Genres sehr beliebt.
Und auch Fantasy ist nicht gleich Fantasy. Also lohnt es sich auch einen Blick auf die entsprechenden Subgenres zu werfen.
2. Tropes
Sobald ihr euch dann für ein Genre entschieden habt, wird es Zeit für die Tropes. Manchmal spricht man auch von Klischees.
Kurz erklärt, ist es ein wiederkehrendes Muster oder Thema eines bestimmten Genres, beispielsweise das beliebte enemies to lovers bei den Liebesromanen, also zwei zunächst verfeindete Charaktere, die sich näher kommen; oder the chosen one in Fantasy, sprich, ein auf den ersten Blick gewöhnlich erscheinender Held, der eine besondere Begabung hat (wie z.B. Harry Potter).
Meine erste Anlaufstelle für eine solche Trope-Recherche ist (neben TikTok) die Website TV-Tropes. Dort findet ihr eine hilfreiche Liste und Erklärungen zu Tropes unterschiedlichster Genres.
3. Standalone oder Serie?
Natürlich ist es auch wichtig zu wissen, ob man eine Serie schreibt oder einen Einzelband.
Auch hier lohnt sich ein Blick auf das gewählte Genre und welche Form dort vorherrschend ist.
In einem Einzelband, auch Standalone genannt, müsst ihr die gesamte Geschichte erzählt haben und solltet keine losen Enden haben.
Bei Serien habt ihr mehrere Optionen für deren Aufbau.
Entweder ihr schreibt eine fortlaufende Geschichte, die sich über mehrere Bände zieht, wie zum Beispiel Harry Potter oder Twilight.
Oder, und das ist oft bei Liebesromanen und Spannungsbüchern (also Krimi, Thriller, etc.) beliebt, ihr schreibt eine Standalone-Serie. Das bedeutet, dass jedes Buch zwar in sich abgeschlossen ist, es aber gewisse verbindende Elemente gibt. Bei Krimis könnte das Ermittler-Team immer das gleiche sein; bei Romance könnte es das Setting oder der Familien- und Freundeskreis sein wie Woodshill bei Mona Kastens Again-Reihe.
4. Erzähler
Auch sollte man sich vorab überlegen, aus wessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Lieber aus der Vogelperspektive, um einen weiten Blick auf die Handlung zu haben. Oder doch eher persönlich aus Sicht eines Charakters.
Hier sollte man sich auch entscheiden, ob man einen Ich-Erzähler nutzen möchte, oder einen Er-/Sie-Erzähler - und wie viele. Sehen wir die Handlung nur limitiert aus der Sicht eines Charakters, oder springen wir bei jedem Kapitel (oder vielleicht sogar jeder Szene) zu einem anderen?
Anmerkung: Man kann auch mehrere Ich-Erzähler haben oder eine Mischung aus beidem, wenn es sich bei der Geschichte anbietet (beispielsweise Ich-Erzähler für einen Ermittler und Er-/Sie-Erzähler für den Täter oder die Opfer).
5. Zeitform
Schreibt man im Präsens, also in der Gegenwartsform, vermittelt man ein Gefühl der Dringlichkeit. Der Leser ist mitten im Geschehen und fiebert richtig mit.
Schreibt man in der Vergangenheit, bildet sich etwas mehr Distanz zum Geschehen.
Je nach Genre und Art der Geschichte, die man erzählen möchte, ist es also auch eine Überlegung wert, welche Zeitform am besten dazu passt.
(Und ja, auch hier kann man beide verwenden, sollte aber dennoch eine deutliche Trennung haben, z.B. durch unterschiedliche Perspektiven oder Zeitebenen.)
6. Protagonisten & Antagonisten
Nachdem ihr nun schon Genre und Tropes festgelegt habt, wird es auch langsam Zeit, erste Charaktere zu brainstormen. Natürlich zunächst einmal die Helden und ihre Gegner.
Wie viele Hauptpersonen hat eure Geschichte, welche Ziele verfolgen sie während des Buchs und wer (oder was) legt ihnen Steine in den Weg?
Gegner, auch Antagonisten genannt, müssen übrigens nicht zwingend Personen sein. Es kann auch eine KI sein, oder aber die harte Umwelt, mit denen eure Charaktere während des Buchs zu kämpfen haben. Manchmal ist es deshalb eine gute Idee um die Ecke zu denken, damit der Gegner nicht einfach ein Voldemort- oder Darth-Vader-Verschnitt wird.
Wie Chris Colfer so treffend schreibt:
a villain is just a victim whose story hasn't been told.
Nicht jeder Antagonist muss abgrundtief böse sein und nur dazu existieren, um euren Charakteren das Leben schwer zu machen. Sie alle haben eine Geschichte und Ereignisse, die sie zu der Person gemacht haben, die wir auf der Seite vor uns sehen. Sprich, sie sind auch nur Menschen (meistens jedenfalls).
7. Handlungsorte
Je nach Genre lohnt sich auch ein Blick auf die Handlungsorte.
Spielt die Geschichte auf der Erde oder in einer fiktiven Welt. In der Gegenwart, der Zukunft, oder der Vergangenheit?
Und … Gibt es die Orte wirklich, oder möchtet ihr sie erst noch erfinden?
Beides hat seine Vor- und Nachteile.
Während ich ein großer Fan davon bin auch bei Büchern, die hier auf der Erde und in der Gegenwart spielen, neue Orte zu erschaffen, kann das einiges an Zeit kosten. Außerdem ist es oft nicht leicht, dem Leser zu vermitteln, wie man sich diese vorstellt.
Bekannte Orte zu verwenden verschafft dem Leser dagegen ein Gefühl der Vertrautheit, vor allem wenn es Orte sind, die man ganz bestimmt kennt (New York City beispielsweise). Andererseits muss man bei der Recherche auch genau sein, um keine falschen Beschreibungen einzubauen.
Oder, man macht es wie Cassandra Clare mit ihrer Chroniken der Unterwelt Bücher. Im Allgemeinen spielt die Story in New York City, aber es gibt auch einige erfundene Orte wie z.B. das Institute oder die City of Bones.
8. Anfang, Mitte und Ende
Zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitungsphase hat man schon ein gutes Gefühl für die Geschichte, die man schreiben möchte.
Da wird es Zeit, sich zumindest grob aufzuschreiben, was zu Anfang, Mitte und Ende des Buchs (oder der Reihe) geschehen soll.
Wichtig ist, hier nicht alles so zu behandeln, als wäre es damit in Stein gemeißelt und müsste unbedingt so passieren. Beim Schreiben ergeben sich oft noch Änderungen, ihr bekommt neue Ideen oder folgt zusätzlich noch einem spannenden Subplot.
Trotzdem ist dieser Schritt sehr wichtig, damit ihr für die weitere Planung einen ersten Richtungsweiser habt, an dem ihr euch dann entlanghangeln könnt.
Tipp: Vielleicht hilft es euch auch, einen Klappentext für dieses Projekt zu schreiben, wie man ihn später auf einem Buch lesen würde. Die lassen oft noch viel Raum für Fragen und damit auch Raum für eure Kreativität beim Schreiben.
9. Warum & Ziele
Die wichtigsten Dinge, die unser Buch selbst betreffen, haben wir nun. Theoretisch könnten wir schon loslegen, aber ich empfehle es euch, die letzten beiden Schritte nicht auszulassen.
Sich selbst Ziele für das eigene Schreiben zu setzen und sich klar zu machen, warum man dieses Projekt überhaupt beginnt, kann euch später bei einem Motivationstief enorm weiterhelfen.
Was genau an dieser Idee, findet ihr so spannend?
Warum könnt ihr es kaum erwarten, ausgerechnet dieses Buch zu schreiben?
Bis wann möchtet ihr die Rohfassung beendet haben?
Jeder Grund, ein Buch zu schreiben ist valide; egal ob aus Spaß an der Freude, einem coolen Trope zu folgen, oder um Geld damit zu verdienen. Wichtig ist, dass ihr hier ehrlich zu euch seid und natürlich auch realistisch.
Wenn es hart auf hart kommt, lese ich mir immer meine ersten Brainstorming-Einträge eines Projekts durch (oder gucke meine alten Vlogs dazu). Der Enthusiasmus von Vergangenheits-Kate motiviert mich oft genug, um weiterzumachen, bis ich wieder “drin” bin in meinem Projekt.
10. Programme und Dokumente
Bevor ihr jetzt gleich mit dem Schreiben loslegt, solltet ihr vorher noch entscheiden, wo ihr eure Wörter zukünftig festhaltet.
Am PC (und wenn ja, mit welchem Programm) oder handschriftlich (Ordner? Notizbuch? Zettelwirtschaft?).
Ich weiß, das klingt alles total banal. Wahrscheinlich habt ihr auch schon eine grobe Ahnung, zu was ihr tendiert.
Aber es ist immer besser, nochmal eine bewusste Entscheidung zu treffen, oder ihr habt am Ende ein buntes Chaos aus einer Vielzahl unterschiedlicher Dokumente, Programme und Notizbücher wie ich damals und zum Teil heute noch. (Und ich kann euch sagen, dass es dabei manchmal echt furstrierend ist, die richtigen Infos zu finden.)
Wählt ein Schreibprogramm, ein Worlduilding-Dokument, ein Notizbuch oder Ordner und dann könnt ihr endlich anfangen, ein Buch zu schreiben.
Falls ihr das Wachstum eurer Geschichte mitverfolgen wollt, ist es vielleicht auch eine gute Idee, einen Wordcount-Tracker zu nutzen. In diesem Blogpost findet ihr dazu weitere Informationen und auch zwei kostenlose Vorlagen, damit ihr sofort loslegen könnt.
Natürlich sind das alles nur recht grobe Überlegungen, aber sie sind ein erster Schritt in die richtige Richtung und helfen euch anschließend bei der Detailplanung und später auch beim Schreiben weiter.
Meistens gieße ich das, was ich bei diesen zehn Schritten mir überlegt habe, dann auch in ein einheitliches Konzept, auf das ich dann immer wieder zugreifen kann, während ich weiter an dem Projekt arbeite.
So habe ich alles auf einem Blick beisammen und kann diese Informationen später beispielsweise auch nutzen, um ein Exposé zu erstellen oder meine Bücher besser zu vermarkten.
Hier findet ihr einen alten Blogpost zum Thema Serien-Konzeption. Demnächst wird es aber eine aktualisierte, allgemeinere Version dazu geben, also haltet die Augen offen :)
Schreibt gerne, ob euch diese zehn Schritte weitergeholfen haben und wo ihr selbst noch Schwierigkeiten oder sogar Tipps habt.
Viel Erfolg beim Brainstormen und Schreiben!
eure kate
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