Kate S. Stark
So diktiere ich meine Romane (+ Beispiele)

Mitte September habe ich ein verrücktes Experiment gewagt: Kann ich einen ganzen Roman in 10 Tagen schreiben - zumindest die Rohfassung davon?
Die Antwort in Kürze: Nein, es hat elf Tage gedauert, aber die Rohfassung ist mit 90k fertig.
Ein Fazit zu diesem Experiment und all die Dinge, die ich dadurch gelernt habe, könnt ihr HIER nachlesen. Und wer mir beim Schreiben dieses Buchs tatsächlich über die Schulter gucken will, kann HIER den Vlog dazu angucken.
Heute möchte ich meinen kompletten Prozess mit euch teilen und folgende Frage beantworten: Wie genau gehst du beim Diktieren vor, Kate?
Und um das etwas mehr zu veranschaulichen, habe ich beschlossen, das erste Kapitel von DEINE SEELE 3 in all seinen Phasen mit euch zu teilen. Von den groben Stichpunkten bis hin zum einmal überarbeiteten Kapitel.
Aber Achtung! Da sind mächtige Spoiler für die gesamte DEINE SEELE TRILOGIE und natürlich vor allem für Band 3 enthalten.
Deswegen habe ich es als Dropdown gestaltet, sodass ihr nicht aus Versehen gespoilert werdet ;)
Vorbereitung ist alles
Bevor wir uns dem tatsächlichen Schreibprozess widmen, möchte ich kurz betonen, wie wichtig die Vorbereitung ist, gerade wenn ihr vorhabt, ein Buch in kurzer Zeit zu diktieren. So mache ich das nämlich gerne. Ich blocke mir einige Tage, um möglichst viel von der Rohfassung zu schaffen. Alles andere fällt dabei unter den Tisch.
Beim Deine Seele 3 Experiment war ich leider nicht optimal vorbereitet, aber dadurch habe ich einige Dinge gelernt:
Einkaufen gehen
Ist logisch, aber wenn ihr einen Großeinkauf macht (natürlich auch mit ganz viel Schoki zur Belohung) oder sogar Mahlzeiten vorbereitet, spart ihr einiges an Zeit. Und ihr müsst euch beim Schreiben keine Gedanken machen, dass ihr ja noch kochen müsst.
Ich versuche trotzdem, mich gesund zu ernähren und kaufe oft auch viel Obst und Gemüse, um das dann als Snack zwischendrin zu essen. Meistens nehme ich Zutaten für Gerichte, die sich schnell zubereiten lassen. Haferbrei mit Bananen, Käsesandwiches, Nudeln, Kartoffeln und Quark, Salat, etc.
Wohnung aufräumen
Normalerweise bin ich ein sehr ordentlicher Mensch, aber wenn ich eine Woche oder mehr in meinen Buchwelten verbringe, kann es mitunter etwas chaotisch werden.
Deswegen putze ich einmal vor dem Schreibmarathon alles durch, damit es nicht ganz so schlimm ist.
Social Media Posts vorbereiten
Das ist vor allem wichtig, wenn ihr schon als Autor*in im Netz unterwegs seid. Ein paar Posts hier und da tun Wunder für den Algorithmus und so müsst ihr nach eurer Schreibphase nicht wieder bei 0 anfangen.
Falls ihr Inspiration für Autoren-Selfies braucht, findet ihr hier ein paar Beispiele!
Ziele festlegen
Das ist einer der wichtigsten Punkte. Wie viel könnt ihr realistisch an einem Tag schaffen? Bei mir waren es vier Kapitel für DEINE SEELE 3, aber ich denke, Übung macht den Meister, sodass es vielleicht irgendwann mal mehr werden können. Alternativ könnt ihr auch ein Wordcount-basiertes Ziel setzten, z.B. 5.000 Worte. Bei mir scheinen 8.000 die durchschnittliche Zahl zu sein.
Anmerkung: Falls ihr einen ähnlichen Prozess beim Diktieren verwendet wie ich (z.B. via Audioaufnahmen statt direktem Diktat), habt ihr den Wordcount nicht unbedingt immer sofort im Blick. Das macht es etwas schwerer, einzuschätzen, wie viel ihr noch schreiben solltet.
Pausen einplanen
Nach 3-5 Tagen Dauerdiktat solltet ihr unbedingt einen Tag Pause einlegen. Glaubt mir, ihr werdet sie brauchen, sonst geht es euch wie mir. Auch zwischen euren Diktier-, Überarbeitungs- und Planungssessions solltet ihr ebenfalls kurze Pausen einplanen.
So könnt ihr ein bisschen entspannen und mit neuer Kraft zurück an euer Manuskript gehen.
Vorhaben ankündigen
Sei es nun auf Social Media, so wie ich es für das DEINE SEELE 3 Experiment gemacht habe, oder bei euren Mitmenschen in eurem engsten Umfeld … Wenn ihr etwas so verrücktes vorhabt, braucht ihr nicht nur Ruhe, sondern auch jegliche Unterstützung, die ihr bekommen könnt.
Dragon trainieren
Wenn ihr, wie ich, Dragon Naturally Speaking nutzt, solltet ihr das Programm vorher trainieren. Eine Analyse einiger Kapitel anderer Bücher kann da schon helfen. Und wenn ihr besondere Namen/Begriffe habt, solltet ihr diese auch einsprechen und dem Vokabular von Dragon hinzufügen. Das spart hinterher viel Zeit und ihr müsst nicht gefühlt tausendmal den Namen ausbessern, weil Dragon ihn partout nicht versteht.
Projekt festlegen / planen
Selbst wenn ihr nicht zu den Hardcore-Plottern gehört, hilft es, wenn ihr zumindest die wichtigsten Schlüsselszenen eurer Geschichte kennt. Für mich ist beispielsweise auch das Ende sehr wichtig. Es ist sozusagen mein Zielpunkt, auf den ich die ganze Zeit hinarbeite.
Deswegen erstelle ich vor dem eigentlichen schreiben schon einmal eine Liste mit groben Stichpunkten. Bei DEINE SEELE 3 war diese schon recht ausführlich und in Kapitel unterteilt, weil ich erstens die Charaktere und den Plot sehr gut kenne, und ich sie direkt nach der letzten Korrektur von DEINE SEELE 2 geschrieben habe, als die Handlung noch frisch in meinem Kopf war.
Beispiel grobe Outline (DEINE SEELE 3, Kapitel 1)
Kilian
Er erwacht in Krankenstation auf Auraon Rynjael und erfährt von Karr (ist da wegen Zusammenstoß mit Barriere), was passiert ist, nachdem Lenora von Moran weggebracht wurde (Seelenführer aus Zentrale haben Fabrik eingenommen und sie gerettet)
Kilian macht sich Sorgen um Lenora und würde am liebsten gleich los (ein Heiler gibt ihm Beruhigungsmittel, weil sie die Anweisung haben, ihn nicht gehen zu lassen)
→ mehr braucht das Kapitel vermutlich nicht, sondern soll v.a. dazu dienen, dass der Leser wieder in die Story reinkommt und sich daran erinnert, was in Band 2 passiert ist. → Neben den Aufnahmen von Tobias' Ameise hat auch Elvira die Seelenführer von Sturmburg kontaktiert, zumindest die, die den Anschlag überlebt haben. Und die haben bei den Obersten auch ausgesagt, wie gefährlich Morans Abtrünnige sind, und sie so davon überzeugt, endlich etwas zu unternehmen.
So, und jetzt können wir endlich mit dem eigentlichen Diktatsprozess starten …
Kapitel planen
Das ist für mich immer der erste Schritt. Vor dem Schreiben habe ich meistens nur eine Liste mit groben Stichpunkten und den wichtigsten Schlüsselszenen. Oft gibt es noch viele offene Fragen, die sich im Laufe des Schreibprozesses klären. Alles andere plane ich in diesem ersten Schritt, aber nur die Kapitel, die ich am ersten Schreibtag auch schreiben werde. Bei DEINE SEELE 3 waren das vier, aber das hängt auch stark vom Projekt ab.
Mein Vorgehen beim Planen
Ich nehme mir die Stichpunkte, die ich bisher habe und erweitere sie mit Details, neuen Infos, zum Teil auch Dialogfetzen oder ersten Zitaten, die so dann auch im Buch stehen werden.
Je weiter ich in einem Buch komme, umso mehr kann es sein, dass ich beim Schreiben von meinen ursprünglichen Stichpunkten aus der groben Outline abgekommen bin oder eine andere Richtung eingeschlagen habe. Das muss ich natürlich bedenken, wenn ich meine einzelnen Kapitel im Detail plane. Für mich entwickelt sich die Handlung sowieso sehr organisch und nach und nach, sodass das kein Problem für mich ist.
Wichtig für mich sind hier vor allem der Charakter, aus dessen Perspektive es geschrieben wurde, die Tageszeit und das Datum. Aber auch der Zweck des Kapitels ist wichtig, nicht dass mir später auffällt, dass große Teile davon für die Handlung oder die Entwicklung der Charaktere unwichtig sind. Dann wäre die Arbeit am Ende sogar umsonst gewesen.
Wichtig: Ich speichere die Outline auch als Dokument in Google Drive ab, weil ich beim Diktieren von meinem Tablet aus darauf zugreife. Für jeden Tag erstelle ich ein neues Dokument, damit es etwas übersichtlicher ist. Nötig ist das aber natürlich nicht.
Diesen Schritt versuche ich immer einen Tag vor dem Diktieren durchzuführen, damit mein Gehirn in der Nacht die Ideen verarbeiten kann und ich noch etwas mehr Zeit habe, um darüber nachzudenken und ggf. Änderungen vorzunehmen, sollte mir etwas Besseres einfallen.
Beispiel Kapiteloutline (DEINE SEELE 3, Kapitel 1)
Kilian
31.12. früh morgens
Erwacht in Krankenstation auf Auraon Rynjael. Er ist in einem Mehrbettzimmer, aber nur ein weiteres davon ist belegt. Es ist Karr, der wegen dem Zusammenstoß mit der Barriere dort zur Beobachtung liegt.
Als Karr merkt, dass Kilian wach ist, freut er sich sehr. Er sah wohl ziemlich übel aus, mehr tot als lebendig, als ihn die Seelenführer der Zentrale hergebracht haben.
Kilian will natürlich sofort wissen, was passiert ist und ob man schon nach Lenora sucht.
Karr weiß auch nicht so viel, aber er erzählt, dass die Seelenführer aus der Zentrale gekommen sind, um ihn da raus zu holen und Moran zu stoppen. Angeblich wäre es ihnen gelungen, die Zentrale einzunehmen und Morans Anhänger gefangen zu nehmen.
Was Karr wie ein Gewinn vorkommt, ist Kilian ziemlich egal, weil sie zu spät gekommen sind.
“Manuel hatte recht. Sie waren zu spät”
Moran konnte ihnen entkommen und hat Lenora mitgenommen, sodass er jetzt wieder da ist, wo er nach Sophies Tod begonnen hat. Nur dass Lenora mittlerweile überall sein könnte, schließlich hat Moran ein Portal geöffnet, was „normale“ Seelenführer gar nicht können.
Kilian will trotzdem wissen, was die Obersten dazu bewogen hat, nun doch einzugreifen, nachdem sie sich zuvor ja geweigert haben.
Karr weiß das auch nicht so genau, glaubt aber, dass es etwas mit den Aufnahmen von Tobias’ Ameise zu tun hat. Er rät Kilian, Gabriel oder Elvira danach zu fragen.
Kilian ist überrascht, dass Elvira da ist, weil sie ja eigentlich in Dunkelfelsen bleiben sollte.
Karr erzählt, dass die obersten alle evakuiert haben, die etwas mit Kilian und Lenora zu tun hatten. Nur um sicher zu gehen, dass niemand ihnen wehtun kann, um irgendwie an Lenora und ihn zu kommen.
Ein Pfleger kommt herein und untersucht Kilian kurz, wirkt sehr besorgt und wimmelt ihn ab, als er nach Gabriel, Elvira oder sogar nach Oberster Kaliss fragt.
Stattdessen gibt er Kilian ein Beruhigungsmittel und weist ihn an, sich auszuruhen. Bald wird sicher jemand kommen, um ihn zu den Ereignissen zu befragen.
Kilian kann sich aber nicht ausruhen, jetzt da er weiß, dass Moran irgendetwas von lenora will. Etwas aus ihrer geheimnisvollen Vergangenheit. Aber die Beruhigungsmittel knocken ihn dann doch aus.
→ mehr braucht das Kapitel vermutlich nicht, sondern soll v.a. dazu dienen, dass der Leser wieder in die Story reinkommt und sich daran erinnert, was in Band 2 passiert ist. → Neben den Aufnahmen von Tobias' Ameise hat auch Elvira die Seelenführer von Sturmburg kontaktiert, zumindest die, die den Anschlag überlebt haben. Und die haben bei den Obersten auch ausgesagt, wie gefährlich Morans Abtrünnige sind, und sie so davon überzeugt, endlich etwas zu unternehmen.
Kapitel diktieren
Nachdem ich alle Kapitel für den Tag geplant und eine Nacht drüber geschlafen habe, wird es Zeit fürs Diktieren. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, je nach verwendeter Software, aber so mache ich das …
Ort
In der Regel sitze ich nicht am Schreibtisch, sondern auf dem Sofa, meinem Sessel oder (in sehr seltenen Fällen) in meinem Bett. Manchmal stehe ich aber auch. Ich habe ein Tischstativ mit bewegbarem Arm, in das ich mein Handy einklemmen kann, sodass ich es nicht die ganze Zeit halten muss.
Meistens habe ich auch eine Tasse Tee oder Kaffee bei mir sowie eine Flasche Wasser und Hustenbonbons, falls die Stimme noch etwas kratzig ist.
Outline
Sobald das Handy (und ich) am Platz sind, gehe ich erst einmal die Outline für das nächste Kapitel durch. Dazu benutze ich, wie gesagt, mein Tablet und rufe sie über Google Drive auf. Falls ich noch weitere Ideen habe, füge ich sie noch schnell ein.
So ist das, was ich gleich diktieren muss, etwas frischer in meinem Kopf.
Manchmal gehe ich auch die Outline früherer Kapitel durch, um mir nochmal in Erinnerung zu rufen, was vor meinem aktuellen Kapitel passiert ist. Meistens mache ich das vor der ersten Session, um nochmal aufzufrischen, was ich am Tag davor geschrieben habe.
Audioaufnahme
Statt direkt in das Programm zu diktieren, nehme ich meine Stimme stattdessen mit einer App auf meinem Handy auf. Das ist für mich der beste Weg und hat mehrere Gründe:
Ich bin nicht so abgelenkt davon, wenn der Text vor mir auf dem Bildschirm erscheint.
Die Versuchung, sofort zu korrigieren ist gleich Null.
Ich kann von überall aus diktieren und brauche kein fancy Mikrofon (würde ich trotzdem empfehlen, um Dragon auf lange Sicht gesehen zu trainieren).
Ich diktiere immer ein Kapitel am Stück, zumindest war das bei DEINE SEELE 3 so. Ich denke, das kommt auch immer auf das Buch an. Dafür habe ich im Schnitt ca. 26 Minuten gebraucht und meistens nach den ersten 15 Minuten eine kurze Pause gemacht, um kurz etwas zu trinken und mir meine Outline nochmal anzuschauen. Dazu pausiere ich die Audioaufnahme, damit Dragon nicht durcheinanderkommt.
Wenn ich fertig bin, speichere ich die Audioaufnahme ab und benenne sie mit dem Buchkurzel samt Kapitelzahl. Beim 1. Kapitel von DEINE SEELE 3 wäre es z.B. DST3 K1 gewesen.
Das ist grob der Ablauf, wie ich diktiere, aber während meiner Sessions gibt es noch einige Feinheiten und Besonderheiten, die ich auch an euch weitergeben will.
Wie gehe ich beim Diktieren vor?
Zu Beginn brauche ich immer ein oder zwei Minuten, bis ich einen guten Anfang gefunden habe. Sobald ich erstmal spreche, läuft es aber relativ zügig durch. Dabei hangele ich mich an den Stichpunkten aus der erweiterten Outline voran.
Damit am Ende kein gigantisches Chaos dabei herauskommt, spreche ich alle Satzzeichen mit. Punkt, Komma, Anführungszeichen auf, etc. Und natürlich auch, wenn das Programm eine neue Zeile beginnen soll.
Sollte ich mal steckenbleiben oder mich in eine Ecke diktieren, pausiere ich die Aufnahme kurz, werfe einen Blick auf meine Outline und habe dann zwei Optionen:
Ich manövriere mich per Diktat wieder aus der scheinbaren Sackgasse raus, bis ich wieder mit der Outline übereinstimme.
Oder ich hinterlasse eine Anmerkung für Zukunfts-Kate, dass sie das bitte übernehmen soll, wenn sie den Text korrigiert, und mache einfach mit dem nächsten Stichpunkt weiter. (Das ist aber recht selten. Meistens weiß ich, wie ich wieder auf den richtigen Weg zurückkomme.)
Wenn ein Satz absolut keinen Sinn macht, ich ihn löschen will oder irgendwie den Faden verloren habe, diktiere ich immer eine neue Zeile und füge dann eine Anmerkung ein, in der ich Zukunfts-Kate sage, dass sie das löschen oder umstellen soll.
Und falls ihr euch fragt, wie das aussieht. Hier ein Beispiels aus DEINE SEELE 3:
Anmerkung: das ein bisschen besser formulieren.
Sobald ich ein Kapitel fertig habe, mache ich eine kurze Pause, bevor ich mit dem nächsten beginne.
Bei DEINE SEELE 3 habe ich es zum großen Teil so gemacht, dass ich immer erst Kilians Kapitel diktiert habe und dann Lenoras. Das lief gut, weil die beiden den Großteil des Buchs über voneinander getrennt waren und eigenständige Handlungsstränge hatten. Und so musste ich nicht zwischen beiden Perspektiven hin und her switchen. Aber auch das ist wieder vom jeweiligen Buch abhängig.
Habe ich all meine Kapitel für den Tag diktiert, wird es Zeit für den nächsten Schritt ...
Audioaufnahmen übertragen und umwandeln
Sobald ich meine Kapitel für den Tag fertig diktiert habe, übertrage ich die Audioaufnahmen auf meinen Laptop und wandle sie dann in MP3 um.
Anmerkung: Solltet ihr ähnlich vorgehen wollen, wie ich, empfehle ich es euch, euch eine Aufnahme-App zu suchen, die direkt in MP3 aufzeichnet. Meine macht leider immer M4a-Dateien daraus, die Dragon (und viele andere Programme) nicht öffnen kann, also muss ich sie vorher in einem Videobearbeitungsprogramm in MP3 umwandeln.
Sobald ich alle MP3-Dateien beisammen habe, starte ich Dragon und lasse die Aufnahmen eine nach der anderen in Text umwandeln. Das kann insgesamt bis zu einer Stunde dauern, weswegen ich da meistens ein bisschen aufräume, mich um die Katzen kümmere oder mein Essen vorbereite.
Den fertigen Text speichere ich in einer gesonderten Worddatei ab und aktualisiere dann meistens meine Statistik. Ein Beispiel, wie die aussehen kann, findet ihr hier. Das ist die Tabelle, die ich für mein DEINE SEELE 3 Experiment verwendet habe.
Und falls ihr euch gefragt habt, wie der Text danach aussieht … Hier ist die Antwort. Nicht erschrecken, es macht an manchen Stellen wirklich keinen Sinn, was das Programm da fabriziert hat, weswegen der nächste Schritt so ungemein wichtig ist.
Beispiel diktiertes Kapitel (DEINE SEELE 3, Kapitel 1)
Richtig die Dunkelheit, die mich seit Ewigkeiten erfüllt. Sie hat sich meine Knochen geschlichen, mein ganzes Sein eingehüllt, mich in eine enge Umarmung gezogen, aus der ich nicht erwachen will. Doch wird das Licht stärker, drängt die Dunkelheit zurück, so sehr ich auch versuche, sie festzuhalten. Vielleicht ist zu stark, lässt mich schließlich blinzelnd die Augen aufschlagen und mich erschrocken umblicken. Es ist plötzlich überall um mich herum, ein weißes gleißen, dass mir die Tränen in den Augen treibt. So anders als das, wovor ich mich in der Dunkelheit versteckt habe. Die Schatten, dass dunkelrote, teils getrocknete Blut. All das ist fort, nur das weiße gleißen ist geblieben. Es dauert eine Weile, bis sich meine Augen daran gewöhnt haben, bis das Brennen nachlässt und ich mehr von meiner Umgebung wahrnehmen. Denn es ist kein leerer weißer Raum in dem ich mich befinde,. Nach und nach erkenne ich Vorhänge, Betten, Schränke. Und als ich mich stöhnend aufrichte, weil sie schließlich, wo ich gelandet bin. Das hier ist eine Krankenstation, so und nicht irgendeine, das wird mir klar, als sich die Lampen hoch über meinem Kopf sehen. Keine Fluches zieren den Leuchtstrahler, sondern gräulich schimmernde Kristalle, die ein sanftes Licht abstrahlen und damit jeden Winkel in diesem Raum ausleuchten. Dass kein Raum für Dunkelheit, kein Raum für Schatten oder Schrecken. Das hier ist ein Ort der Heilung, davon mich gibt es keine Rettung. „Lenora? Lenora, du bist du?“, Rufe ich mit brüchiger Stimme, weiß aber doch, dass es vergebens ist. Dass sie mich nicht hören kann, dass sie nicht länger hier ist. Er hat sie mitgenommen, hineingezogen in ein grelles gleißen, das mich für einen Augenblick geblendet hat., Ehe er die Dunkelheit über mich herein gezogen ist „Kilian? Du bist wach?“, Erklingt eine jugendliche Stimme, die mir irgendwie bekannt vorkommt. Bevor ich sie jedoch zuordnen kann, taucht ein Gesicht über mir auf. Es ist blass und von langem Nacht schwarzen Haar umgeben. Ein leichter Bartschatten schimmert auf den rundlichen Wangen. „Karl?“, Frage ich und blinzele, weil sich meine Sicht noch immer nicht ganz geklärt hat. Hier und da sind noch einige schwarze Flecken, die meine Umgebung verschwimmen lassen. Auch Karstkonturen Konturen sind undeutlich, ein bisschen verzerrt, als würde ich ihn durch eine Lupe betrachten. „Den Mächten sei Dank an! Du bist endlich aufgewacht!“, Ruft Karl begeistert aus und packt mich am Arm. Er drückt so fest zu, dass sich vor Schmerz das Gesicht verziehe. „Entschuldige“, sagt Karl, als es bemerkt und weicht ein Stück von mir zurück. Plötzlich wird der ganz besorgt, hat die Stirn in Falten gelegt. „Ich hatte nur Angst, dass du nicht mehr aufwachen würdest, nach allem…“ . Punkt. „Was er mir angetan hat“, beende ich seinen Satz und Lage zum ersten Mal einen Blick unter das schlichte weiße Hemd, dass man mir angezogen hat, nachdem man mich hierher gebracht hat. Ich schlucke hart, sich die dichten dicken Verbände darunter sehe. Hier und da ist es weiß durchzogen von leichten roten Linien, als hätten sich meine Wunden noch immer nicht ganz geschlossen. Habe ich mir das also nur eingebildet? Das Mohren mich geheilt hat? „Wo ist Lenora? Was ist mit dir passiert?“, Frage ich erneut und notwendig ist, der nach Kahrs Hand greift und sie fest drückt. Karsch war schweigt einen Moment lang schüttelt langsam den Kopf und versucht sich aus meinen Griff zu befreien schafft es jedoch nicht. „Sie… Sie ist…“, Stammelt er kann doch nicht weiter sprechen. Das muss auch nicht, schließlich wissen wir beide, dass meine Seelenverwandte längst verloren ist. Was ich nur nicht begreife ist, wieso ich plötzlich hier liegen Isa Krankenstation von der Zentrale. Wie habe ich es hierher geschafft. Es letzte, woran ich mich erinnere ist das gleißendes Portals und Manuel Blick auf mir, einerseits erleichtert, andererseits auch zutiefst besorgt, als auf mich zu geht mich am Arm packt und nach oben zieht. Dann war die Dunkelheit für den Bruchteil einer Sekunde fort, ehe sie über mich hergefallen ist wie ein wildes Tier, mich ganz und gar verschluckt hat ist es kein entkommen mehr gab für mich. „Was ist passiert? Wie bin ich…?“, Setze ich an uns kneife die Augen zusammen, versuche mich noch an irgendetwas zu erinnern. Daran, was aus den abtrünnigen geworden ist. Ob sie Mohren gefolgt sind oder… „So genau weiß das auch nicht“, sagt Karl und zuckt mit den Schultern. Er geht ein Stück rückwärts, bis er gegen ein zweites Bett stößt. Die Lagen sind verwöhnt, als hätte gerade eben noch jemand darin gelegen. Wart mal? SK etwa auch hier auf der Stadt Krankenstation gelandet? Ächzend drehe ich mich zu ihm um, mustere ihn von oben bis unten und stelle fest, dass er dasselbe das gleiche Gewand trägt wie ich. Das eines Verletzten, eines Patienten im Krankenhaus der Zentrale. „Ich war nach der ganzen Sache mit der Barriere noch ziemlich benommen und durcheinander, deswegen habe ich nicht viel mitgekriegt“, sagt Karl und legt sich wieder auf seine Matratze. Plötzlich wirkt auch er wieder kraftlos und schlaff, als wäre auch er in den letzten Tagen oder Stunden oder wie lange auch immer das her ist, durch die Hölle gegangen. „Ich weiß nur, dass mich die Hellmann sie hergebracht haben. Und als sie ich gestern eingeliefert haben, Gabriel nur gesagt, dass wir uns keine Sorgen mehr machen brauchen“, murmelt Ka und seufzt schwer, zieht sich die Decke bis bald und hast hin. „Keine Sorgen mehr machen brauchen? Kann er das sagen?“, Frage ich entgeistert und schüttle den Kopf. Wie kann er das sagen, wenn Lenora fort ist? Wenn er noch weiß, wie viel sie mir bedeutet? „Die obersten konnten die Fabrik wohl einnehmen. Sie haben woran abtrünnig gefangen genommen. Deswegen wohl“, murmelt Ka und rollt sich auf sein Bett zusammen. „Manuel hatte recht“ wispere ich und schüttle den Kopf. „Sie waren zu spät.“ Mag sein, dass die Fabrik eingenommen und den Großteil seiner Gefolgsleute gefangen genommen haben, aber er konnte entkommen. Und er hat Lenora mitgenommen, sodass ich jetzt wieder da bin, wo ich nach Sophies Tod begonnen habe. Allein und nicht wissen, was meiner Seelenverwandten geschehen ist. Nur dieses Mal kann Lenora überall sein. Wer weiß, wohin dieses Monster sie verschleppt hat, in welchem Winkel des Universums er sie versteckt. Aber wie konnte er das tun? Unsereins ist nicht dazu in der Lage, einfach so ein Portal zu öffnen. Dazu brauchen wir einen Leiter, sowie den Zeder Hellmanns, und etwas, das uns sicher an jenen Ort bringt, den wir reisen möchten. Nach Aura und Lineal zu kommen um zur Zentrale zu kommen war Wasser aus dem Fluss lebensnotwendig. Wiese sind also gelungen, Lenora vorzubringen? Wohin sind sie gereist? „Aber wieso sind sie überhaupt gekommen? Ich dachte, sie würden sich nicht einmischen wollen“, murmele ich nach einer Weile und setze mich auf. Ich sehe, wie K die Schultern zuckt. Zwei der Laken, mit dem er sich zugedeckt hat raschelt leise dabei. „Ich weiß nicht, vielleicht hat es etwas mit Tobias am meisten zu tun. Wie gesagt, nach meinem Zusammenstoß mit der Barriere… Seitdem bin ich einfach nicht mich selbst…“ Traurig lässt Karl den Kopf hängen und schließt für einen Moment die Augen. Tief atmet er durch, ein und aus, ein und aus, wie man es uns beigebracht hat, uns zu beruhigen. Noch bin ich zu kraftlos „das solltest du Elvira Gabriel fragen, wenn sie dich besuchen kommen. Es ist sicher nicht mehr lange dauern, jetzt angebracht ist“, murmelt Karl und dreht sich um. „Wir sollten schlafen. Wir haben viel Kraft verloren…“ Ein herzhaftes Gähnen ist zu hören, dann stelle. Nur seine sanfte Rate noch und die leise, schwache Melodie seiner Seele. So ganz anders, als damals, als ich ihn kennengelernt habe das alles ist weniger als eine Woche her und doch klingt seine Seele so, als hätte sie dein als hätte sie seitdem Schreckliches durchgemacht. Wie Karl atme ich tief durch und versuche mich zu beruhigen, aber wie kann ich das, wenn sie fort ist? Mit einem Seufzen richte ich mich auf und blicke mich um. Bis auf Karls mein Bett ist der Raum leer, auch wenn noch weitere Schlafstätten für Patienten zur Verfügung stehen. Eine Tür führt hinaus, sich auf einen Gang und von dort aus ins Freie. Langsam schwinge ich die Beine über die Bettkante und stehe schließlich auf. Jeder Schritt schmerzt so, als hätte Mora nicht nur meine Brust mit unzähligen Schnitten versehen, sondern meinen gesamten Körper. Würde ich auf nacktem Fleisch gehen und nichts auf unversehrte Haut. Weiß schaffe ich es nicht, schon am nächsten Wert werden mir die Knie weich und ich breche zusammen mit einem Stöhnen. Trotzdem schleppe ich mich weiter, krieche zur Tür, krieche bereits Ende des Universums, wenn es sein muss, um Lenora wieder zu sehen. Denn auch wenn ich kaum Hoffnung habe, jemals wieder gegenüberzustehen, werde ich doch alles daran setzen, um sie zu finden. Ich muss einfach, halte die Lehre ohne sie einfach nicht mehr aus. Kurz, bevor ich die Tür erreiche, wird sie aufgestoßen. Ein Seelenführer in schwarzer Uniform und blauem Halsband steht vor mir, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.“ Auf „du bist wach? Was tust du da?“, Fragt er und kniet sich sofort auf dem Boden, um ihr aufzuhelfen. Mit einem ächzen schaffte es, ich wieder auf die Füße zu stellen und drängt mich zurück in Richtung meines Bettes, doch wehre ich mich dagegen. „Nein, ich will nicht, ich kann nicht länger herumliegen. Ich muss… Ich muss zu ihr“, keuche ich und schaffe es doch nicht, mich ihm zu widersetzen. „Alles, was sie jetzt tun musst, ist sich auszuruhen“, der Krankenpfleger kopfschüttelnd und drückt mich zurück aus Bett. Bleibt gar nichts anderes übrig, als Folge zu leisten, als er meine Beine packt und zurück auf die Matratze hebt. Kopfschüttelnd betrachtet er mich, als er die Decke über mich zieht. „Bitte, ich will nicht… Ich muss“, flehe ich und packe die man an der Hand. „Bitte.“ Fremde Seelenführer schüttelt den Kopf und berührt mich kurz an der Stirn. Seine Hand eiskalt auf meiner Haut. „Du hast viel durchgemacht in den letzten Tagen, Ciaran. Du musst dich ausruhen, musste ich schonen. Was du durchgemacht hast hat längst seine Spuren auf deiner Seele hinterlassen.“ „Aber wenn ich nicht gehe, dann…“, Versuche ich protestieren, versuche mich aufzurichten und bin doch zu schwach dafür. „Ich weiß, was nützt es dir, aber wie willst du das anstellen, wenn du so schwach bist?“, Fragte Seelenführer und wirft mir mit einem kalten Lappen über die Stirn. „Schlaf jetzt. Vielleicht geht es dir morgen schon ein bisschen besser.“ So sehr ich mich auch dagegen wehren, so sehr ich auch Aufstehen nach Lenora suchen will, die obersten notfalls anfliegen möchte, um endlich etwas zu unternehmen, weiß ich doch, dass er recht hat. Noch bin ich zu schwach und so tue ich, was er sagt und lasse mich endgültig zurück in die Kissen sinken. Ein leichtes Pixel meinem Oberarm lässt mich zusammenzucken und zu ihm aufblicken. „Zur Beruhigung. Damit du besser schlafen kannst“, Akte Seelenführer und drückt mir etwas mit einer Spritze in den Arm. Zwingt sich kalt an, aber irgendwie auch beruhigend. Sämtliche Muskeln in mir entspannen sich, Mängel der Körper wird ganz Schlaf von die Augen fallen mir zu. Und doch ist das letzte, woran ich denken kann das Gesicht meiner Seelenverwandten. Der Schmerz darin, als mir plötzlich wieder gegenübergestanden ist. Die Angst. Unerträglich schreckliche Angst. Ich muss sie finden. Bevor er etwas antut.
Text überarbeiten
Als ich meine Bücher früher diktiert habe, habe ich diesen Schritt oft erst weit später durchgeführt. Da lagen meist Wochen, manchmal sogar Monate zwischen der diktierten Rohfassung und der Überarbeitung. Und dementsprechend verwirrt war ich oft, wusste nicht, was manche kryptischen Sätze zu bedeuten hatten und war ziemlich schnell frustriert.
Bei DEINE SEELE 3 habe ich mir vorgenommen, die Kapitel gleich zu korrigieren, bevor ich mit den nächsten weitermache. Zu Beginn des Experiments habe ich nicht nur die Fehler von Dragon verbessert, sondern zum Teil auch schon Details eingefügt und am Text gefeilt. Später habe ich das nicht mehr so gewissenhaft gemacht, weil ich erst einmal das Buch fertig schreiben wollte.
In Zukunft werde ich mich nur noch auf die Fehler von Dragon konzentrieren. Seien es nun falsche oder fehlende Worte oder was auch immer.
Meine Anmerkungen, die ich im Text eingefügt habe, wandele ich dabei in Kommentare um und füge auch weitere hinzu, wenn ich merke, dass ich an einer Stelle noch etwas mehr ins Detail gehen könnte oder etwas abändern muss. Darum würde ich mich dann in der zweiten Korrekturrunde kümmern. So könnte das dann aussehen:

Wenn ich bei der Korrektur feststelle, dass ein bestimmtes Wort von Dragon ständig falsch verstanden wurde, trainiere ich das Programm auch darauf. Oder werde es in Zukunft. Bei DEINE SEELE 3 habe ich es nicht gemacht und das hat einiges an Zeit gekostet, weil doch einige recht besondere Namen und Begriffe vorkommen …
Für die korrigierte Rohfassung habe ich übrigens ein extra Dokument, das ich auch schon etwas formatiert habe, damit ich den Text besser lesen kann. Ihr könnt über Courier New sagen, was ihr wollt, ich finde, es ist die beste Schriftart, wenn man mit einem Text arbeitet.
So sah das für das erste Kapitel von DEINE SEELE 3 aus.

Beispiel überarbeitetes Kapitel (DEINE SEELE 3, Kapitel 1)
Licht mischt sich in die Dunkelheit, die mich seit Ewigkeiten erfüllt. Sie hat sich meine Knochen geschlichen, mein ganzes Sein eingehüllt, mich in eine enge Umarmung gezogen, aus der ich mich nicht lösen will. Das Licht wird jedoch stärker, drängt die Dunkelheit zurück, so sehr ich auch versuche, sie festzuhalten. Das Licht ist zu stark, lässt mich schließlich blinzelnd die Augen aufschlagen und mich erschrocken umblicken. Es ist plötzlich überall um mich herum, ein weißes Gleißen, das mir die Tränen in den Augen treibt. So anders als das, wovor ich mich in der Dunkelheit versteckt habe. Die Schattenwesen, das dunkelrote, teils getrocknete Blut zu meinen Füßen, Morans eisiger Blick. All das ist fort, nur das weiße Licht ist geblieben. Es dauert eine Weile, bis sich meine Augen daran gewöhnt haben, bis das Brennen nachlässt und ich mehr von meiner Umgebung wahrnehmen. Denn es ist kein leerer weißer Raum in dem ich mich befinde. Nach und nach erkenne ich Vorhänge, Betten, Schränke. Und als ich mich stöhnend aufrichte, weich ich sie schließlich, wo ich gelandet bin: Das hier ist eine Krankenstation. Und nicht irgendeine. Das wird mir klar, als ich die Lampen hoch über meinem Kopf sehe. Keine fluoreszierenden Leuchtstrahler, sondern gräulich schimmernde Kristalle, die ein helles Licht abstrahlen und damit jeden Winkel in diesem Raum ausleuchten. Da ist kein Platz für Dunkelheit, kein Platz für Schatten oder Schrecken. Das hier ist ein Ort der Heilung, doch für mich gibt es keine Rettung. „Lenora? Lenora, wo bist du?“, rufe ich mit brüchiger Stimme, weiß aber doch, dass es vergebens ist. Dass sie mich nicht hören kann, dass sie nicht länger hier ist. Moran … Er hat sie mitgenommen, hineingezogen in ein grelles Gleißen, das mich für einen Augenblick geblendet hat, ehe die Dunkelheit über mich hereingezogen ist „Kilian? Du bist wach?“, erklingt eine jugendliche Stimme, die mir irgendwie bekannt vorkommt. Bevor ich sie jedoch zuordnen kann, taucht ein Gesicht über mir auf. Es ist blass und von langem nachtschwarzem Haar umgeben. Ein leichter Bartschatten schimmert auf den rundlichen Wangen, ein Lächeln auf den aufgeplatzten Lippen. „Karr?“, frage ich und blinzele, weil sich meine Sicht noch immer nicht ganz geklärt hat. Hier und da sind noch einige schwarze Flecken, die meine Umgebung verschwimmen lassen. Auch Karrs Konturen sind undeutlich, ein bisschen verzerrt, als würde ich ihn durch eine Lupe betrachten. „Den Mächten sei Dank! Du bist endlich aufgewacht!“, ruft er begeistert aus und packt mich am Arm, wie um sie zu vergewissern, dass ich wirklich da bin. Dabei drückt er so fest zu, dass ich vor Schmerz das Gesicht verziehe. „Entschuldige“, sagt Karr erschrocken, als es bemerkt und weicht ein Stück von mir zurück. Plötzlich wirkt der ganz besorgt, hat die Stirn in Falten gelegt. „Ich hatte nur Angst, dass du nicht mehr aufwachen würdest, nach allem …“ „… was er mir angetan hat“, beende ich seinen Satz und wage zum ersten Mal einen Blick unter das schlichte weiße Hemd, das man mir angezogen hat, nachdem man mich in die Krankenstation gebracht hat. Ich schlucke hart, als ich die dicken Verbände darunter sehe. Hier und da ist das Weiß durchzogen von roten Linien, als hätten sich meine Wunden noch immer nicht ganz geschlossen. Habe ich mir das also nur eingebildet? Dass Moran mich geheilt hat? „Wo ist Lenora? Was ist mit dir passiert?“, frage ich erneut und nun bin ich es, der nach Karrs Hand greift und sie fest drückt. Karr schweigt einen Moment lang und schüttelt langsam den Kopf. Zaghaft versucht er, sich aus meinem Griff zu befreien, schafft es jedoch nicht. „Sie … Sie ist …“, stammelt er, kann allerdings nicht weiter sprechen, weil ihm die Stimme versagt. Tränen sammeln sich in seinen ??? Augen und kullern ihm gleich darauf die blassen Wangen hinab. Mehr muss er auch nicht sagen, die Leere in meinem Inneren ist Antwort genug. Diesmal scheint sie noch stärker zu sein, weil Lenora nun endgültig in den Schatten der Welten verloren ist. Was ich nur nicht begreife, ist, wieso ich plötzlich hier liege. Wieso bin ich hier, auf der Krankenstation der Zentrale? Wie habe ich es hierher geschafft? Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist das Gleißen des Portals. Lenoras und Morans dunkle Silhouetten, die darin verschwinden. Und Manuels Blick auf mir, einerseits erleichtert, andererseits auch zutiefst besorgt, als auf mich zu geht, mich am Arm packt und mir aufhilft, vorsichtig und behutsam, kein bisschen abrupt oder brutal, wie ich es erwartet hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde waren die Schatten fort, als sich das Leuchten des Portals in der ganzen Halle ausgebreitet hat. Und dann ist die Dunkelheit über mich hergefallen wie ein wildes Tier, hat mich ganz und gar verschluckt, bis es kein Entkommen mehr gab für mich. „Was ist passiert? Wie bin ich …?“, setze ich an und kneife die Augen zusammen, versuche mich noch an irgendetwas zu erinnern. Daran, was aus den Abtrünnigen geworden ist. Ob sie Moran gefolgt sind oder … „So genau weiß das auch nicht“, sagt Karr und zuckt mit den Schultern. Er geht ein Stück rückwärts, bis er gegen ein zweites Bett stößt. Die Laken sind zerwühlt, als hätte gerade eben noch jemand darin gelegen. Moment … Ist Karr etwa auch hier auf der Krankenstation gelandet? Ächzend drehe ich mich zu ihm um, mustere ihn von oben bis unten und stelle fest, dass er das gleiche Gewand trägt wie ich. Ein schlichter Kittel in verwaschenem Weiß, der ihm fast bis zu den Knöcheln geht. Das Gewand eines Patienten im Krankenhaus der Zentrale. „Ich war nach der ganzen Sache mit der Barriere noch ziemlich benommen und durcheinander, deswegen habe ich nicht viel mitgekriegt“, sagt Karr mit entschuldigendem Blick und legt sich wieder auf seine Matratze. Er seufzt leise, als er die Decke über sich zieht und auf die Seite rollt, um mich ansehen zu können. Plötzlich wirkt auch er wieder kraftlos und schlaff, als wäre er in den letzten Tagen oder Stunden, oder wie lange auch immer das her ist, mit mir durch die Hölle gegangen. „Ich weiß nur, dass mich die Hellmanns hergebracht haben. Und als sie gestern dich eingeliefert haben, hat Gabriel nur gesagt, dass wir uns keine Sorgen mehr machen brauchen“, murmelt Karr und seufzt schwer, zieht sich die Decke bis weit unters Kinn. „Keine Sorgen mehr machen? Wie kann er das sagen?“, frage ich entgeistert und schüttle den Kopf. Wie kann er das sagen, wenn Lenora fort ist? Wenn er doch weiß, wie viel sie mir bedeutet? Mehr als mein Leben. Mehr als meine Existenz … „Die Obersten konnten die Fabrik wohl einnehmen. Sie haben Morans Abtrünnige gefangen genommen. Deswegen wohl“, murmelt Karr und rollt sich auf sein Bett zusammen. „Manuel hatte recht“ wispere ich und schüttle den Kopf. „Sie waren zu spät.“ Mag sein, dass sie die Fabrik eingenommen und den Großteil seiner Gefolgsleute gefangen genommen haben, aber Moran konnte entkommen. Und er hat Lenora mitgenommen. Frustriert balle ich die Hände zu Fäusten zusammen, als mir klar wird, dass ich jetzt wieder da bin, wo ich nach Sophies Tod begonnen habe. Allein und ohne jegliche Ahnung, was mit meiner Seelenverwandten geschehen ist. Nur dieses Mal kann Lenora überall sein, nicht bloß auf der Erde. Wer weiß, wohin dieses Monster sie verschleppt hat, in welchem finsteren Winkel des Universums er sie versteckt? Wieder muss ich an das Portal denken. Selbst jetzt brennen mir die Augen, während ich diese Erinnerung noch einmal durchlebe. Plötzlich war es einfach da, dieses Verbindungsstück zwischen den Welten. Aber wie ist das möglich? Unsereins ist nicht dazu in der Lage, einfach so ein Portal zu öffnen. Dazu brauchen wir einen magischen Leiter, sowie den See der Hellmanns, und etwas, das uns sicher an jenen Ort bringt, an den wir reisen möchten. Um nach Auraon Rynjael zu kommen, war Wasser aus dem Fluss Lebens notwendig. Wie ist es ihm also gelungen, Lenora einfach so fortzubringen? Wohin sind sie gereist? Haben sie das überhaupt überlebt? „Warum sind die Obersten überhaupt gekommen? Ich dachte, sie würden sich nicht einmischen wollen“, murmele ich nach einer Weile und setze mich auf. Ich sehe, wie Karr die Schultern zuckt. Die weiße Decke, mit der er sich zugedeckt hat, raschelt leise dabei. „Ich weiß nicht, vielleicht hat es etwas mit Tobias Ameisen zu tun? Wie gesagt, nach meinem Zusammenstoß mit der Barriere … Seitdem bin ich einfach nicht mich selbst …“ Traurig lässt Karr den Kopf hängen und schließt für einen Moment die Augen. Tief atmet er durch, ein und aus, ein und aus, wie man es uns während der Ausbildung zum Seelenführer beigebracht hat, um uns in schwierigen Situationen zu beruhigen. „Das solltest du Elvira Gabriel fragen, wenn sie dich besuchen kommen. Es wird sicher nicht mehr lange dauern, jetzt wo du aufgewacht bist“, murmelt Karr und dreht sich um. „Wir sollten schlafen. Wir haben viel Kraft verloren …“ Ein herzhaftes Gähnen ist zu hören, dann Stille. Nur sein sanfter Atem und die leise, schwache Melodie seiner Seele. Sie klingt so ganz anders, als damals, als ich ihn kennengelernt habe. Das alles ist weniger als eine Woche her und doch klingt seine Seele so, als hätte sie seitdem Schreckliches durchgemacht. Wie Karr atme ich tief durch und versuche mich zu beruhigen. Aber wie kann ich das, wenn sie fort ist? Mit einem Seufzen richte ich mich auf und blicke mich um. Bis auf Karrs und mein Bett ist der Raum leer, auch wenn noch weitere Schlafstätten für Patienten zur Verfügung stehen. Eine Tür führt hinaus, sicher auf den Gang und von dort aus ins Freie. Langsam schwinge ich die Beine über die Bettkante und stehe schließlich auf. Jeder Schritt schmerzt so, als hätte Mora nicht nur meine Brust mit unzähligen Schnitten versehen, sondern meinen gesamten Körper. Als würde ich auf nacktem Fleisch gehen und nichts auf unversehrter Haut. Weit schaffe ich es nicht, schon am nächsten Bett werden mir die Knie weich und ich breche mit einem Stöhnen zusammen. Trotzdem schleppe ich mich weiter, krieche zur Tür, krieche bis ans Ende des Universums, wenn es sein muss, um Lenora wieder zu sehen. Denn auch wenn ich kaum Hoffnung habe, ihr jemals wieder gegenüberzustehen, werde ich doch alles daran setzen, um sie zu finden. Ich muss einfach, halte die Leere ohne sie nicht mehr aus. Es ist ein Schmerz, der sich weder mit Medizin, noch mit Magie heilen lässt. Nur mit ihrer Nähe, ihrer Berührung … Ihr Gesicht taucht vor meinen Augen auf, ein schwaches Lächeln auf den Lippen, Hoffnung in ihrem Blick. Innerhalb von Sekunden wandelt es sich erst in Entschlossenheit, dann in Hass so wie in jenem Augenblick, in dem sie Moran und all seine Anhänger töten wollte. Das ist nicht sie, denke ich und versuche, diese Erinnerung fortzuschieben, doch krallt sie sich hartnäckig an mir fest . Kurz, bevor ich die Tür erreiche, wird sie aufgestoßen. Ein Seelenführer in schwarzer Uniform und blauem Halsband steht vor mir, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. „Du bist wach? Bei allen Mächten … Was tust du da?“, fragt er und kniet sich sofort auf den Boden, um mir aufzuhelfen. Mit einem Ächzen schaffte es, mich wieder auf die Füße zu stellen und drängt mich zurück in Richtung meines Bettes. „Nein, ich will nicht, ich kann nicht länger herumliegen. Ich muss … Ich muss zu ihr“, keuche ich und schaffe es doch nicht, mich ihm zu widersetzen. „Alles, was sie jetzt tun musst, ist sich auszuruhen, Ciaran“, sagt der Seelenführer, sicher einer der Krankenpfleger, kopfschüttelnd und drückt mich zurück aufs Bett. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als Folge zu leisten, als er meine Beine packt und zurück auf die Matratze hebt. Kopfschüttelnd betrachtet er mich, als er die Decke über mich zieht. „Bitte, ich will nicht … Ich muss“, flehe ich und greife mit meiner verbliebenen Kraft nach seinem Arm. „Bitte.“ Der fremde Seelenführer seufzt leise und berührt mich kurz an der Stirn. Seine Hand eiskalt auf meiner Haut. „Du hast viel durchgemacht in den letzten Tagen, Ciaran. Du musst dich ausruhen, musst dich schonen. Was du erlebt hast, hat längst seine Spuren auf deiner Seele hinterlassen.“ „Aber wenn ich nicht gehe, dann …“, versuche ich zu protestieren, versuche, mich aufzurichten und bin doch zu schwach dafür. „Ich weiß. Aber wie willst du das anstellen, wenn du so schwach bist?“, fragt der Seelenführer und tupft mir mit einem kalten Lappen über die Stirn. „Schlaf jetzt. Vielleicht geht es dir morgen schon ein bisschen besser.“ So sehr ich mich auch dagegen wehren, so sehr ich auch aufstehen und nach Lenora suchen will, die Obersten notfalls anflehen möchte, um endlich etwas zu unternehmen, weiß ich doch, dass er recht hat. Noch bin ich zu schwach und so tue ich, was er sagt. Mit einem schweren Seufzen lasse ich mich endgültig zurück in die Kissen sinken. Ein leichtes Piksen an meinem Oberarm lässt mich zusammenzucken und zu ihm aufblicken. „Zur Beruhigung. Damit du besser schlafen kannst“, sagt der Krankenpfleger und drückt mir etwas mit einer Spritze in den Arm. Es fühlt sich kalt an, aber irgendwie auch beruhigend. Sämtliche Muskeln in mir entspannen sich, mein ganzer Körper wird schlaff. Die Augen fallen mir zu. Und doch ist das letzte, woran ich denken kann das Gesicht meiner Seelenverwandten. Der Schmerz darin, als sie mir plötzlich wieder gegenübergestanden ist. Die Angst. Unerträglich schreckliche Angst. Ich muss sie finden. Bevor er ihr etwas antut.
Und dann?
Im Prinzip war’s das schon, was das Diktieren meiner Bücher angeht. Diesen Prozess wiederhole ich so lange, bis alle Stichpunkte von meiner ursprünglichen Planung erledigt sind und/oder ich das Ende erreicht habe.
Danach lasse ich die Rohfassung erstmal einige Wochen liegen, arbeite an anderen Projekten, bevor ich mich an die erste “richtige” Korrekturrunde mache, in der ich wirklich sehr an dem Text feile, Änderungen umsetze und ggf. noch zusätzliche Szenen oder Kapitel schreibe, sollte ich diese für die Story benötigen.
Falls ihr die Evolution von Kapitel 1 auch über den Diktatsprozess hinaus sehen wollt, sagt gerne Bescheid, dann werde ich dazu vielleicht noch einmal einen Artikel schreiben, wenn es soweit ist.
Ich hoffe, dass dieser Blogpost samt Beispielen hilfreich für euch war. Natürlich würde mich auch interessieren, wie euch das erste Kapitel von DEINE SEELE 3 gefallen hat, solltet ihr es gelesen haben :)
Falls ihr noch Fragen rund um das Thema Diktieren haben, oder sonst zum Schreiben oder meinen Büchern, schreibt mir gerne. Und natürlich interessiert mich auch euer Prozess, wenn ich selbst Bücher diktiert.
Ich freue mich auf euch!
eure Kate
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