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Vor einer Weile habe ich einen Artikel zu diesem etwas älteren Schreibratgeber gemacht. 2k to 10k* von Rachel Aaron.
Das ist ein wirklich tolles Buch voller simpler, aber effektiver Tipps ist, die man praktisch sofort ins eigene Schreiben integrieren kann.
Mit diesen Tipps hat es die Autorin geschafft, von 2.000 geschriebenen Wörtern pro Tag auf 10.000 Wörter zu kommen. Welche drei Faktoren ihr dabei geholfen hat, haben wir bereits in der Rezension zu diesem Schreibratgeber besprochen.
Heute nehmen wir den meiner Meinung nach hilfreichsten Tipp der Autorin unter die Lupe.
Und der hilft übrigens nicht nur uns Autoren, sondern kann mit etwas Abwandlung auch jedem Nicht-Schreiberling bei der Arbeit weiterbringen.
Ich spreche hier von Rachel Aarons erstem Prinzip, dem Wissen darüber, was man schreiben möchte. Erst wenn man wirklich weiß, worüber man als nächstes Schreiben wird, kann man es auch ohne Probleme tun.
Klingt simpel, fast schon banal, oder?
Das dachte ich am Anfang auch. Als ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe, habe ich mir nicht viel daraus gemacht.
Dieses Jahr habe ich dem Tipp aber eine Chance gegeben und ihn bei meinen eigenen Büchern, und mittlerweile sogar bei meinen Blogposts und Videoskripten ausprobiert.
So gehe ich dabei vor.
Ich nehme mir mein Romannotizbuch oder -ordner zur Hand, schnappe mir meinen Stift und brainstorme dann die Szene, die ich als nächstes schreiben werde. Um das alles schnell wiederfinden und zuordnen zu können, schreibe ich eine kurze Überschrift z.B. “Brainstorming Buchtitel Kapitel X” und das Datum.
Danach lasse ich die Worte fließen.
In der Regel in Form eines Fließtexts voller Ideen, Fragen und Beschreibungen.
Ich beginne meistens damit, mir die Perspektive aufzuschreiben, aus deren Sicht die Szene geschrieben sein soll und warum. Oft schreibe ich auch ein paar Sätze zur Ausgangssituation, also was kurz zuvor geschehen ist, und welche Auswirkungen das auf diese Szene haben könnte.
Während ich schreibe, lasse ich meinen Gedanken freien Lauf. Ich streiche nichts oder halte etwas zurück. Alles, was mir gerade in den Sinn kommt und irgendwie mit der Szene zu tun hat, bringe ich zu Papier.
Auch mögliche Probleme oder offene Fragen, sprich, wenn irgendetwas noch nicht ganz so rund läuft. Meistens kommt mir beim Brainstorming auch gleich die ein oder andere Lösung.
Oder weitere Ideen. Entweder für diese Szene, oder für eine andere.
Auch das notiere ich mir, damit ich es im wilden Strom meiner Gedanken nicht gleich wieder vergesse.
Leider ist mir das schon sehr oft passiert, also macht nicht den gleichen Fehler wie ich und schreibt es einfach mit auf. Dazu füge ich auch immer eine kurze Notiz hinzu, auf welche zukünftige (oder ggf. bereits geschriebene) Szene sich diese Idee bezieht. Oft markiere ich es mir am Rand auch farbig, damit ich es später beim Durchblättern meiner Notizen leichter wiederfinde.
Manchmal verrenne ich mich auch in meinen Ideen oder lande in einer Sackgasse. Es ist mir aber lieber, das vor dem Schreiben der Szene zu merken, als mittendrin. Am Ende muss ich noch die ganzen Wörter löschen, die ich zuvor so mühsam geschrieben habe.
Wenn ich in einer solchen Sackgasse lande, nutze ich natürlich auch meine Notizen, um einen Weg aus dem Schlamassel zu finden - was so gut wie immer passiert. Ab und an muss ich zwar unterschiedlichen Lösungsansätzen folgen, bis ich den richtigen gefunden habe, aber das ist immer noch leichter (und weit weniger frustrierend), als es direkt im Manuskript lösen zu müssen.
Wenn ich mir nicht ganz sicher bin, wie es mit meinem Buch weitergehen soll - ich bin schließlich keine Vollblut-Plotterin, die schon von Anfang an das komplette Buch durchgeplant hat - wird auch das gebrainstormt. Meistens schreibe ich mir dann unterschiedliche Optionen auf, indem ich mir angucke, was meine unterschiedlichen Charaktere als nächstes tun sollten. Dabei kristallisiert sich oft schon heraus, welche dieser Szenen oder Kapitel an dieser Stelle am sinnvollsten sind.
Das alles dauert oft nicht länger als fünfzehn bis zwanzig Minuten, Zeit, die wirklich gut investiert ist.
Sobald ich mit dem Brainstorming dieser neuen Szene fertig bin, wird sie am PC geschrieben.
Welchen Unterschied diese Methode für mich macht
Auch wenn ich anfänglich sehr skeptisch war, habe ich schon beim ersten Versuch gemerkt, dass ich mich dadurch viel besser auf mein Geschreibsel konzentrieren kann. Ich bin dadurch so richtig im Flow, ein Gefühl, das ich schon länger bei meiner Arbeit als Autorin vermisse.
Da ich durch das Brainstorming eine klare Richtung hatte, musste ich auch nicht so oft pausieren, um nachzudenken. Ich wusste ja, was ich jetzt unmittelbar schreiben soll.
Zuvor hatte ich zwar oft eine Kapiteloutline mit einigen Stichpunkten, musste dann aber immer zwischen den beiden Dokumenten (Rohfassung und Outline) hin- und her springen. Das hat natürlich zusätzlich Zeit gekostet und öfters dazu geführt, dass ich den Faden beim Schreiben verloren habe.
Und mit Aarons Methode schaffe ich es wieder und wieder, meine Szenen, teilweise ganze Kapitel, in einer Session abzuschließen und dabei auf ca. 3.000 Wörter pro Stunde zu kommen. Das ist natürlich sehr praktisch, wenn man viele andere Dinge um die Ohren hat. Eine einzige Session, die ich gleich morgens mit einer frischen Tasse Kaffee absolviere, reicht für mich schon aus, um mein Tagessoll zu erfüllen und dem nächsten “Ende” wieder ein gutes Stück näher zu kommen.
Schreiben fühlt sich dadurch nicht länger so an, als müsste ich mir jedes Wort mühsam aus der Nase ziehen. Durch das Brainstorming habe ich das alles schon irgendwie erlebt und muss es jetzt nur noch in Prosa-Form aufschreiben.
Noch nicht überzeugt?
Sicher gibt es einige unter euch, die noch immer bedenken haben, was diese Methode angeht. Es klingt ja fast schon zu schön, oder zu einfach, um wahr zu sein, oder?
Reicht eine Outline nicht aus?
Ich denke das kommt immer auf den Schreibenden an, aber ich habe trotz Outline einen ziemlich großen Unterschied bemerkt.
Bevor ich die Methode getestet habe, habe ich nur selten die Outline vor dem Schreiben gelesen, höchstens überflogen. Selbst wenn ich sie gelesen hätte, zweifle ich daran, dass viel hängen geblieben wäre. Es kurz vor der Schreibsession mit der Hand aufzuschreiben, ist einfach nochmal etwas anderes, als ein paar Stichpunkte abzulesen, die man vor ein paar Tagen oder Wochen am PC getippt hat.
Beim händischen Brainstorming kommen mir noch viel mehr Ideen, als wenn ich am PC plotte. Das hat auch einen Grund, über den wir gleich sprechen werden.
Außerdem gehöre ich zu der Sorte Autoren, die während des Schreibens zum Teil stark von ihrer Outline ausweichen. Deswegen habe ich zuvor meist nur ein paar Kapitel im Voraus geplant, sie geschrieben, dann wieder geplant. Weil ich unmittelbarer auf das reagieren wollte, was ich gerade geschrieben habe und nicht mit einer Outline arbeiten wollte, die nach einem Viertel bereits nicht mehr aktuell gewesen ist.
Kann man das nicht auch am PC machen?
Sicher, aber da sind die Chancen wesentlich höher, abgelenkt zu werden. All die Icons auf dem Bildschirm, die Benachrichtigungen und der Zugriff zu Internet, Games, etc. lenken mich persönlich zu sehr ab.
Mein Notizbuch hat nichts davon. Es ist ein vollkommen leere Seite, die es zu füllen gilt. Es gibt hier nichts, was meine Aufmerksamkeit ablenkt - außer eine neue Idee, die man sich aber auch notieren kann.
Über die Vorteile davon, gerade in Bezug auf Brainrot, habe ich übrigens in diesem Artikel gesprochen.
Ich kann mich also voll und ganz auf meine Gedanken konzentrieren, sie aufschreiben und somit Raum für neue schaffen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn ich Dinge mit der Hand aufschreibe, habe ich weit mehr Ideen als irgendwo sonst. Wenn man tippt, egal ob auf einer Tastatur oder auf dem Handy, kann man aufschauen, von allem um sich herum abgelenkt werden.
Aber wenn man von Hand schreibt, muss man sich auf den Stift und auf das Blatt Papier konzentrieren. Sonst läuft man Gefahr, zu schmieren oder in der Zeile zu verrutschen. PC und Handy machen das automatisch für uns, aber wenn wir händisch schreiben, brauchen wir ein höheres Maß an Konzentration und sind dadurch weniger anfällig für Ablenkungen.
Kann man das auch auf andere Bereiche anwenden?
Auch wenn das hier ein Blog übers Schreiben von Büchern ist - meistens jedenfalls - möchte ich an dieser Stelle von meinen Erfahrungen berichten, als ich diese Methode für andere Zwecke eingesetzt habe.
Mittlerweile nutze ich diese Brainstroming-vor-dem-Schreiben-Session auch dazu, wenn ich meine Blogposts und Videoskripte schreibe. Meistens habe ich schon eine Idee im Kopf, über die ich sprechen möchte, und schreibe erst einmal grob auf, wie ich mir das vorstelle. Natürlich auch von Hand in meinem Content-Notizbuch.
Hier ist ein Beispiel für genau diesen Blogpost samt Videoskript:
Follow-Up Video zur Buch-Rezension von “2k to 10k”, in dem ich nochmal genau die Methode erkläre und wie ich sie verwende
→ Muss nicht so unendlich lange sein, geht auch unter 10 min
→ evtl. ein paar morgendliche Schreibsessions filmen, bei denen ich die Methode einsetze
→ Endcard-Empfehlung: Rezi-Video zu “2k to 10k”
Das sind ganz grob die wichtigsten Ideen, die mir bereits ein gutes Gerüst für diesen Artikel liefern.
Ich weiß, dass es eher kurz sein soll, dass ich von meinen eigenen Erfahrungen berichten und im Video ein paar Clips von meinen Schreibsessions einfügen möchte.
Und dass ich auf Rachel Aarons Buch* und meine Rezension dazu verweisen möchte.
Anschließend gehe ich beim Brainstorming mehr ins Detail und überlege mir diverse Bestandteile, die ich in dem Artikel oder Skript unbedingt einbauen möchte. Ich spare euch für dieses Beispiel den langen Fließtext dazu, aber das sind die wichtigsten Punkte, die ich darin angesprochen habe:
Methode an sich kurz erklären
kurze Info zu Rachel Aaron und ihrem Aha-Moment + “2k to 10k” Empfehlung
B-Roll: Clips aus meinen morgendlichen Schreibsessions?
evtl. auch einfügen, wie man diese Methode als nicht Autor nutzen kann (z.B. für Hausarbeit, E-Mails, andere Projekte)
Wenn ich mir die Zeit nehme, diese Dinge aufzuschreiben, kommen mir oft viel mehr Ideen, z.B. auch diese Video-Idee, die ich beim Brainstorming eines komplett anderen Videos hatte. Weil ich beim händischen Schreiben ganz auf meine Gedanken fokussiert bin.
Wenn ich mit Stift und Papier meine Gedanken aufschreibe, kann ich mich voll und ganz darauf konzentrieren. Es gibt keine Benachrichtigungen oder sonst etwas, was meine Aufmerksamkeit und meinen Fokus von meiner Arbeit weglocken könnte.
Ihr seht, manche der Stichpunkte sind recht kurz, werden im Artikel dann aber ausführlich beleuchtet wie z.B. “Methode an sich kurz erklären” (wobei ich mich da nicht unbedingt kurz gefasst habe).
Aber es sind auch ein paar länger Sätze mit meinen Gedanken enthalten, die ich so oder in abgewandelter Form ebenfalls untergebracht habe.
Auch hier gilt wieder: Wenn das händische Brainstorming steht, geht’s an den PC, um diese Ideen auszuarbeiten.
Dieses Prinzip kann man aber auch dazu nutzen, um Hausarbeiten zu schreiben, oder wichtige E-Mails - oder sich einen ersten Überblick über ein Projekt zu verschaffen, indem man sich aufschreibt, was man tun möchte, warum man das tun möchte und welche Schritte dazu nötig sind.
Rachel Aarons Methode besagt also nichts anderes, als vorher zu Brainstormen, bevor man eine neue Aufgabe, einen neuen Abschnitt in der Hausarbeit, oder eine neue Szene im eigenen Buch angeht.
Ich bin inzwischen sogar dazu übergegangen, meinen gesamten Arbeitstag zu brainstormen und führe dazu ein Arbeitstagebuch. Aber ich glaube, das ist in einem gesonderten Artikel besser aufgehoben.
Wir haben schließlich eine neue Methode auszuprobieren, nicht wahr?
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