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  • AutorenbildKate S. Stark

Von Belletristik bis Young Adult: Ein Crashkurs über Buchgenres


Wenn wir von Büchern sprechen, kommt man ziemlich schnell auch auf das Thema Genre. Meistens haben wir eine grobe Ahnung, was das ist, aber in diesem Blogpost werfen wir einen genaueren Blick darauf, gucken uns unterschiedliche Auffassungen von Genre an und klären ein paar dazugehörige Begriffe wie Subgenre oder Belletristik.


Dieser Blogpost ist übrigens Teil meines YouTube-Community-Projekts, bei denen ich gemeinsam mit meinen Abonnenten ein Buchprojekt schreibe. Klingt interessant?


Genre ist nicht gleich Genre.

Das habe ich bei meinen Recherchen für diesen Blogpost festgestellt und irgendwie herrscht immer noch Chaos im Kopf. Die einen sagen, dass damit auch der Stil oder die Form eines Texts gemeint sein kann, andere behaupten, dass es sich speziell auf die Thematik und die Motive bezieht.


Oft liest man, dass Genre ganz einfach Gattung bedeutet, aber das wären dann ja Lyrik, Epik und Dramatik, zumindest nach dem Halbwissen, das ich vom Deutsch-Abi noch übrig habe.

Was ist dann mit Krimis? Oder Komödien?

Wir gehen ja nicht in eine Buchhandlung und sagen zum Buchhändler:

“Was empfehlen Sie denn so als epischen Text?”


Klingt kompliziert, gell?

Und mir raucht ehrlich immer noch der Kopf.


Aber, wenn ich von Genre spreche, denke ich immer sofort an thematische Kategorisierungen wie Fantasy, Thriller oder Liebesromane. Und genau so werde ich den Begriff auch weiterverwenden und zwar im Hinblick auf Romane.


Anmerkung: Genres gibt es natürlich auch in der Musik, im Film, dem Gaming oder auch in der Kunst, wobei sie sich zum Teil auch mit den Buch-Genres überschneiden. Aber weil wir hier übers Schreiben sprechen, bleiben wir lieber bei den Büchern.


Die drei großen Genre-Gruppen

Als ich noch im Verlag gearbeitet habe, habe ich die ersten vier Monate meiner Ausbildung im Belletristik-Lektorat verbracht.


Belletristik ist übrigens einfach nur ein schöneres Wort für Unterhaltungsliteratur und geht auf den französischen Begriff Belles Lettres zurück, was so viel bedeutet wie “schöne Literatur”. Wissenschaftliche Texte dagegen wurden damals Lettres genannt. 

Im Englischen und auch Französischen gibt es den Begriff Belletristik nicht. Hier spricht man in der Regel von fiction.


Bei Fischer war das Belletristik-Lektorat mehr oder weniger in drei Bereiche unterteilt:

  • Spannung (Krimis, Thriller, etc.)

  • Unterhaltung (Liebesromane, Komödien, Frauenromane, historische Romane, etc.)

  • und Phantastik (Fantasy, Sci-Fi und der ganze Rest)


Es gab auch noch zusätzliche Lektorate speziell für “literarische” Werke und natürlich den Kinder- und Jugendbuchverlag, sowie Sachbuchlektorate, aber in diesem Blogpost geht es um die Unterhaltungsliteratur.


Und ich finde, dass diese drei großen Genre-Gruppen es einfacher machen, Genres zu sortieren. Gut, gerade die Unterhaltung ist ein bisschen Kuddelmuddel, weil von allem etwas dabei ist, aber alles in allem ein erster guter Überblick.


Aber welche Genres gibt es denn nun?

Tja, auch das ist ein bisschen kompliziert und von unterschiedlichen Faktoren, Händlern und Anschauungen abhängig.


Gehen wir nach John Trubys Anatomy of Genre (was ich übrigens sehr empfehlen kann, auch wenn es zum Teil etwas schwer zu lesen und nur auf Englisch erhältlich ist), gibt es insgesamt 14 Genres:

  1. Horror

  2. Action

  3. Myth - Mythos

  4. Memoir - Biografien

  5. Coming of Age (früher mal Bildungsroman)

  6. Science Fiction

  7. Crime - Krimi

  8. Comedy - Komödie

  9. Western

  10. Gangster

  11. Fantasy

  12. Thriller

  13. Detective - Detektivromane

  14. Love - Liebesromane


Anmerkung: Ich persönlich halte die Genres Western und Gangster für sehr amerikanisch und würde sie auf dem deutschen Buchmarkt nicht unbedingt als eigenständiges Genre betrachten, sondern eher einem der anderen zuordnen, aber das ist nur meine persönliche Meinung.


Schaut man auf Amazon in die Kategorie-Übersicht, findet man eine etwas andere Auflistung.


Hier wird zum Beispiel nicht zwischen literarischen und nicht-literarischen Texten getrennt. Unter manchen Kategorien findet man sogar eine bunte Mischung beider Arten, beispielsweise bei Politik & Geschichte mit historischen Romanen, aber auch Sachbüchern über diverse geschichtliche Epochen und Ereignisse.





Was sich aber auch hier mit John Trubys Liste überschneidet sind folgende Kategorien:

  • Biografien & Erinnerungen (aka Memoir)

  • Fantasy & Science Fiction (bei Amazon eine Kategorie)

  • Krimis & Thriller (bei Amazon eine Kategorie)

  • Liebesromane (aka Love)


Das war aber nur ein Blick in die Hauptkategorien, klickt man einmal auf Belletristik findet man eine bunte Auflistung unterschiedlichster Unterkategorien. Von Action & Abenteuer über Horror bis hin zu Humor und Literarische Belletristik.



Kuddelmuddel, sagte ich doch.


Dann gehe ich eben in eine normale Buchhandlung und gucke mir da an, wie sie die Genres aufteilen, könnte man sich an dieser Stelle vielleicht denken.


An sich eine gute Idee, aber natürlich auch von der Größe und Art der Buchhandlung abhängig. Manche führen nur die literarischen Titel und haben höchstens ein Regal für die aktuellen Bestseller. Andere sind auf ein gewisses Genre spezialisiert wie das Otherland in Berlin mit der Phantastik, wo ich mal einen Tag aushelfen durfte.


In großen Buchhandlungen läuft man dann aber in ein weiteres Problem bei der Definition von Genres. Hier gibt es meist auch noch Sachbuch-, Schulbuch-, Non-Book-, und Kinder- und Jugendbuchabteilungen.

Sach-, Schul- und Non-Book interessieren uns in diesem Fall nicht. Wir sind ja hier für die literarischen Texte.

Also, ist Kinder- und Jugendbuch dann auch ein eigenes Genre? Und was ist mit New Adult?


Die Sache mit dem Alter

Okay, ich sage jetzt etwas Verrücktes, das mir manche Leute vielleicht ausreden wollen, aber ich bleibe bei meiner Meinung: Kinderbücher, Jugendbücher (auch bekannt als Young Adult) und New Adult (!!!) sind keine Genres.

Ich wiederhole: Sie sind keine Genres.


Es sind Altersklassen.


Atmen wir mal kurz durch und gucken uns das genauer an.


Bei Kinder- und Jugendbücher finden wir nämlich auch unterschiedliche Genres.

Harry Potter ist Fantasy, während ich Pippi Langstrumpf bei Action und Abenteuer einkategoriesieren würde. Aber sie sind für ein bestimmtes Alter geschrieben, obwohl sie zum Teil natürlich auch von uns Erwachsenen gelesen werden.

Die Protagonisten sind meist im Alter ihrer vorgesehenen Leser, manchmal auch etwas älter und die Themen in der Regel so gestrickt, dass sie zu den Erfahrungen der Kinder/Jugendlichen passen. Die Leser sollen sich ja mit den Figuren identifizieren können.


Und das gilt auch für New Adult.


New Adult handelt in der Regel von Protagonisten im Alter von 18 bis 29 Jahren und ist praktisch der Nachfolger zum Young Adult mit Protagonisten zwischen 12 bis 18 Jahren. Hier geht es also um Charaktere, die gerade ins Erwachsenenleben starten. New Adults, neue Erwachsene eben.


Hervorgegangen ist diese Bezeichnung übrigens aus einem Aufruf des amerikanischen Verlags St. Martin’s Press, der 2009 explizit auch Romane eingefordert hat, die zwar ähnlich sind wie Young Adult (also Jugendbuch), aber für ein älteres Zielpublikum mit “ernsteren” bzw. “erwachseneren” Themen.


Dass sich daraus ein, auf den ersten Blick, Einheitsbrei aus College-Romanzen gebildet hat, ist sicher auch der Nachfrage auf dem Buchmarkt geschuldet. Liebesromane sind einfach noch immer eines der besten Genres, vor allem bei Frauen, die in diesem Alter (also 18 bis 29 Jahre) eher lesen als Männer.

Das nutzen Verlage natürlich aus. Sie sind eben auch Wirtschaftsunternehmen und wenn sie merken, dass sich etwas gut verkauft, wird eben genau das gepusht. Vergleichbares haben wir mit all den Vampirromanzen nach Twilight oder Dystopien nach Die Tribute von Panem gesehen.


Meiner Meinung nach ist New Adult zwar gerade hoch im Kurs, aber in ein paar Jahren könnte das schon wieder ganz anders aussehen, hoffentlich auch mit bunteren, anderen Plots, damit diese Altersklasse auch etwas vielschichtiger wird.


Subgenres

Selbst wenn man sich nun für ein Genre entschieden hat, beispielsweise Fantasy, steht man noch immer vor einer riesigen, chaotischen Auswahl an Büchern. Um da noch etwas mehr Ordnung reinbringen zu können, gibt es die sogenannten Subgenres, also Unterkategorien, die dabei helfen können, den Suchradius noch etwas mehr einzugrenzen.


Wer High Fantasy á la Das Lied von Eis und Feuer sucht, wäre bei Paranormal Romance oder Urban Fantasy an der falschen Stelle und würde dort wohl nicht fündig werden.


Natürlich gibt es auch für andere Genres Subgenres, beispielsweise bei den Liebesromanen die Dark Romance oder bei den Krimis die Detektivromane.



Warum gibt es denn nun Genres?

Die Sortierung in bestimmte Kategorien erlaubt es uns Lesern, schneller zu finden, wonach wir suchen, denn genau dafür sind Genres und Subgenres da: Um Lesern zu zeigen, ob das vorliegende Buch ihrem Geschmack entspricht, oder eben nicht.


Wenn mir jemand ein Buch hinhält und sagt, “Das ist ein christlicher Liebesroman, der um 1900 in der amerikanischen Prärie spielt.”, weiß ich sofort, dass ich damit nichts anfangen kann.


Indem wir unseren Lesern, oder auch anderen Akteuren am Buchmarkt (z.B. Verlagen, Agenten oder Buchhändlern) sagen, welchem Genre unser Buch zugeordnet werden kann, machen wir es ihnen leichter, sich dafür oder eben dagegen zu entscheiden.


Und nein, wir müssen es nicht allen recht machen und sagen, dass das Buch absolut für jeden etwas ist. Das ist tatsächlich der völlig falsche Ansatz. 

Je genauer wir unsere Zielgruppe eingrenzen können, wozu eben auch das vorherrschende Genre gehört, umso eher finden wir begeisterte Leser, die unsere Bücher dann vielleicht auch wiederum Leuten empfehlen, die sonst eher kein Fantasy-Fan sind oder eigentlich mit christlichen Liebesromanen in der amerikanischen Prärie nichts anfangen können.


Ein Genre kann also auch ein Verkaufsargument sein und bestimmt auch oft darüber, wie ein Buch aufgebaut ist oder wie die Handlung verläuft.



Vom Genre hängt alles ab

Genre-Leser haben gewisse Erwartungen an ein Buch in ihrem bevorzugten Genre.

Bei High Fantasy handelt es sich oft um sehr lange Bücher mit Kriegen, politischen Intrigen, Komplotten und evtl. auch etwas Magie in einer an das europäische Mittelalter angelehnten Fantasy Welt.


Bei Liebesromanen erwartet man immer ein Happy End, auch wenn es vielleicht nicht das Ende für die Charaktere ist, sondern nur der Anfang eines gemeinsamen Lebens.


Bei Krimis steht immer ein Ermittler im Zentrum, egal ob es nun ein Detektiv, ein Polizeibeamter oder ein völliger Amateuer ist. Der Protagonist trägt meistens dazu bei, einen Fall zu lösen.


Die Wahl des Genres hat auch Einfluss darauf, wie das Cover am Ende aussehen wird, ob es ein Taschenbuch wird, oder vielleicht sogar ein Hardcover mit Farbschnitt und besonderer Veredelung mit Gold und Glitzer. Das würde man bei einem Fantasy-Roman oder einem Jugendbuch noch erwarten, bei einem Thriller eher weniger.


Also … Erst wenn man das Genre gut kennt, in dem man schreiben möchte, und weiß, was die Leser erwarten, ist man bereit, selbst darin zu schreiben. Das ist eine Lektion, die ich auf die harte Weise gelernt habe, aber ich hoffe, dass ich euch das mit diesem Blogpost ersparen kann.


Für uns Autoren ist ein Genre also auch eine Art Richtungsweiser, der uns dabei hilft, unsere Geschichte zu strukturieren und später richtig zu verpacken (solltet ihr Selfpublisher sein und das nicht der Verlag übernehmen).


Aber für uns Autoren gibt es hier und da auch noch andere “Genres” oder Arten von Geschichten, wie ich sie lieber bezeichnen würde, die ich zum Ende dieses Blogposts noch ansprechen möchte …


Save the Cat und andere Plotmethoden

Während Genres hauptsächlich auf dem Buchmarkt an sich verbreitet und so gut wie jedem geläufig sind, der überhaupt schon mal in einer Buchhandlung war, gibt es auch noch andere Methoden, um eine Geschichte zu kategorisieren.


In ihrem Buch “Save the Cat writes A Novel” stellt Autorin Jessica Brody beispielsweise zehn komplett andere “Genres” vor, die auf den ursprünglichen Erschaffer der “Save the Cat”-Methode Blake Snyder zurückgehen:

  1. Whydunnit

  2. Rites of Passage

  3. Institutionalized

  4. Superhero

  5. Dude with a Problem

  6. Fool Triumphant

  7. Buddy Love

  8. Out of the Bottle

  9. Golden Fleece

  10. Monster in the House


Während sich manche davon mit den allgemein bekannten Genres überschneiden (Whydunnit würde ich z.B. Krimis und manchen Thrillern zuordnen), ist das nochmal eine andere Herangehensweise, um Genres zu definieren. Nämlich vom Plot her und nicht von den groben Konzepten und Motiven, worauf sich die allgemeine Definition von Genres stützt.


Ähnliches versuchen auch Ronald B. Tobias mit 20 Master Plots: And How to Build Them oder Christopher Booker mit The Seven Basic Plots, die ich beide noch auf meiner Leseliste stehen habe.


Doch während die “normalen” Genres vor allem für Leser hilfreich sind, können uns Autoren solche unterschiedlichen Plotstrukturen beim Planen unserer Bücher helfen. Beim Vermarkten unserer Bücher dagegen wäre das etwas schwieriger, weil diese Begriffe nicht so weit verbreitet sind wie Fantasy oder Thriller. Man müsste also viel mehr darum herum erklären und verrät am Ende doch weit mehr über den Plot, als wenn man sagt, dass es ein High Fantasy Roman ist.



Und die Moral von der Geschicht?

Eine perfekte Definition von Genres gibt es nicht. Vieles davon ist vom Betrachter abhängig und wie viel Ahnung er vom Buchmarkt und dem Schreiben hat.


Trotzdem hoffe ich, dass dieser kleine Einblick in das Thema Genres hilfreich war.

Falls ihr Fragen oder Anmerkungen habt, könnt ihr sie gerne in die Kommentare schreiben und natürlich auch erzählen, welche Genres ihr gerne lest bzw. schreibt und warum.


Ich freue mich darauf, von euch zu hören!

eure kate


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Über Kate Stark

Schreibt Bücher und macht YouTube-Videos über ihr Autorenleben.
Liebt Social Media, Fantasy, Notizbücher und Schokolade.

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