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  • AutorenbildKate S. Stark

Wie sich meine Schreibziele verändert haben - meine Langzeit-Ziele als Autorin

Schreiben hat mir vor vielen Jahren das Leben gerettet.

Und ich sage das nicht, um dramatisch zu klingen.


Ohne das Schreiben wäre ich heute nicht mehr hier.


Für eine ganze Weile war es mein Rettungsring während der turbulenten Jahre in der Pubertät und hat mir wieder Lebensfreude zurückgegeben, wo ich zwischenzeitlich alle Hoffnung verloren hatte.


Eine Erinnerung sticht da besonders hervor. Und sie ist der Grund, weshalb ich wirklich mit dem “professionellen” Schreiben begonnen habe.

Wie eine meiner Mitschülerinnen in der fünften oder sechsten Klasse im Brustton der Überzeugung gesagt hat, dass sie Bestseller-Autorin werden wird.


Das ist es, was mich auf der Brücke hat umkehren lassen. Und der Grund, wieso ich mir mein erstes Schreibnotizbuch gekauft habe.


Es hat mir in dieser sehr aussichtslosen Lage wieder ein Ziel gegeben, auf das ich hinarbeiten konnte: Bestseller-Autorin werden.


Anfänglich habe ich geschrieben, um zu überleben. Um wieder Freude zu empfinden und mir etwas aufzubauen, das mir niemand nehmen konnte. Je mehr Zeit ich jedoch hineininvestiert habe, je mehr ich darüber gesprochen habe, umso häufiger habe ich negative Kommentare erhalten.


“Das ist doch unnütz. Mach lieber etwas Vernünftiges.”
“Vom Schreiben kann man nicht leben.”
“Du willst Autorin werden? Was glaubst du eigentlich, wer du bist?”

Und viele, viele mehr.


Ich weiß, damit bin ich bei Weitem nicht die einzige. Und leider halten solche Kommentare viele Schreibanfänger davon ab, weiterzumachen. (Wenn es euch ähnlich geht, hört bitte nicht darauf!)


Bei mir war das nicht der Fall. Wenn überhaupt haben diese Kommentare eher meinen Ehrgeiz geweckt. Ich wollte beweisen, dass auch Schreiben etwas “Vernünftiges” sein kann. Dass ich davon Leben kann und eines Tages wirklich Vollzeit-Autorin sein werde.


Diese Entscheidung war Fluch und Segen zugleich.


Vom Richtungsweiser zum Käfig

In den ersten Jahren war diese Entscheidung definitiv positiv. Ich habe mich in der Schule mehr angestrengt, habe einige Schreibwettbewerbe gewonnen, erste Bücher fertiggestellt und am Ende sogar meine Deutschnoten von einer drei oder vier auf eine eins gebracht, in manchen Halbjahren sogar mit fünfzehn von fünfzehn Punkten.


Und diese Entscheidung hat auch dafür gesorgt, dass ich in dieser Zeit immer einen Richtungsweiser hatte. Durch sie habe ich mich auch für eine Ausbildung bei einem Buchverlag entschieden, um dort praktisch die andere Seite kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln.


Aber in den letzten Jahren wurde diese Entscheidung, unbedingt vom Schreiben Leben zu wollen, eher zu einem Fluch.


2019 habe ich mich neben dem Studium als Autorin selbstständig gemacht und erste Romane veröffentlicht. Dann das Studium geschmissen (war einfach nicht meins und zu viel on top) - sprich, ich war plötzlich Vollzeit-Autorin (minus das dazugehörige Einkommen).


Und bin es noch. Oder wieder.


Aber je mehr ich über die letzten drei bis vier Jahre reflektiere, umso mehr stelle ich fest, dass mir dieser Richtungsweiser “von früher” fehlt. Ich habe jetzt das erreicht, was ich wollte, auch wenn das im Moment noch ein Minusgeschäft ist.


Und das ist der springende Punkt.


Panik um das liebe Geld

Seit ich selbstständig bin, gucke ich nur noch auf das liebe Geld. Ich fixiere mich nur auf ein Buchprojekt, nämlich das, das als nächstes erscheinen soll, und versuche auf Biegen und Brechen, es fertig zu stellen.


Auch wenn mir zwischendurch spannende neue Ideen kommen.

Auch wenn ich die Lust an diesem Projekt verliere.

Auch wenn ich ab und an eigentlich eine Pause gebraucht hätte.


Das Problem mit einem Ziel wie “vom Schreiben leben” (egal wie gut das monetär definiert ist mit Break Even Point und wie das alles heißt): Es ist einfach zu schwammig.


Und, es ist ziemlich schwer zu beeinflussen.


Klar kann ich neue Bücher veröffentlichen und sie auf Social Media bewerben, aber die Algorithmen, die meine Bücher oder Posts an neue Leser ausspielen, kann ich nicht kontrollieren. Außerdem ändern sie sich ständig, sodass es schwer fällt, neben dem Schreiben noch mit den aktuellen Kriterien und Hacks auf dem Laufenden zu bleiben.


Und ich kann auch nicht kontrollieren, wer davon letztendlich mein Buch kauft.


Trotzdem habe ich mich in den letzten Jahren wie besessen an dieses eine Ziel geklammert und damit mehr und mehr meine Liebe zum Schreiben verloren.


Zum Jahreswechsel 2023/2024 habe ich sehr viel Zeit mit Reflektieren verbracht und dabei auch diverse Bücher zum Thema Gewohnheiten, Ziele, etc. gelesen. Erst da ist mir klar geworden, dass ich ein anderes Ziel brauche, wenn ich vorwärts kommen will.


Einen neuen Richtungsweiser, so zu sagen. Denn der alte hält mich an Ort und Stelle gefangen und wird mich bald schon dazu zwingen, einige Schritte rückwärts zu machen.


Besser spät, als nie.


Meine neue Langzeit-Vision

Eigentlich hätte mir schon klar sein sollen, dass ich eine neue Vision für meine Zukunft brauche, als ich zur Vollzeit-Autorin geworden bin. Denn damit habe ich meine bisherige Langzeit-Vision, die mich durch die Schul- und Ausbildungszeit begleitet hat, mehr oder weniger erreicht.


Ich denke, der Grund, warum es mir jetzt erst bewusst wird, ist Folgender: Auf dem Papier war ich zwar schon Vollzeit-Autorin, aber mein Bankkonto hat mir da jeden Monat etwas anderes erzählt.


Höchste Zeit, dass sich jetzt endlich etwas ändert.


Eine Übung, die sich in sehr vielen Selfhelp-Büchern findet, ist, sich vorzustellen, wie die nächsten fünf bis zehn Jahre aussehen. Wer werde ich am Ende dieser Zeit sein?


Ich habe noch einen draufgelegt und mir ein etwas ambitioniertes Ziel gesetzt, dass ich bis zu meinem 55. Geburtstag erreichen möchte. Für alle Neugierigen: Während ich das hier schreibe, bin ich 27 Jahre alt.


Noch möchte ich nicht darüber sprechen, aber allein daran zu denken, lässt mich die Hände reiben und zieht mich an den Schreibtisch, um an meinen Büchern zu schreiben.

Nur so viel kann ich verraten: Es ist kein monetäres Ziel, sondern eines, das ich zu 100% selbst beeinflussen kann.


Was ich aber mit euch teilen möchte, ist meine Vision für die nächsten knapp 2,5 Jahre, also bis zu meinem 30. Geburtstag (Gott, ich fühl mich so alt gerade …).


Das ist Phase 1 meines langzeit Langzeit-Ziels und so zu sagen die Vorbereitung dafür.


Ich möchte mich als Autorin gezielt weiterbilden und an meinen Routinen und Arbeitsabläufen tüfteln, um den Schreib- und Veröffentlichungsprozess stetig zu vereinfachen. Es ist, so zu sagen, eine Art Selbststudium oder Ausbildung. (Großartig viele Studiengänge oder gar Ausbildungsberufe gibt es für uns Autoren ja leider nicht, erst recht nicht, wenn man Mainstream Genre-Bücher schreibt.)


In dieser Zeit möchte ich mich ausprobieren, vielleicht auch halbtags oder Freelancer-mäßig wieder arbeiten (in einem Beruf in der Buchbranche) und denke gerade auch nochmal über ein Studium nach, diesmal aber eines, das besser zu mir und meinen Zielen passt.


Und ich möchte freier entscheiden, woran genau ich arbeite, und mir wieder erlauben, von Projekt zu Projekt zu springen, sollte mich die Langeweile bei einem packen.


Ein Selbstexperiment

In diesem Jahr starte ich dazu eine Art Langzeit-Selbstexperiment. Damit möchte ich folgende Hypothese testen:


Ich kann mehr Worte produzieren, wenn ich zwischen Projekten springe und meiner Leidenschaft folge, anstatt steif an einem Projekt zu arbeiten.

So habe ich zu Beginn meiner Autorenkarriere gearbeitet. Ich hatte keine festen Deadlines so wie jetzt für z.B. Erwählte des Werwolfs im Mai oder Witch’s World 6 im Oktober.


Wer will schon das Buch einer verträumten Vierzehnjährigen veröffentlichen?

Keiner, wie die unzähligen Absagebriefe beweisen.


Wenn ich damals bei einem Projekt nicht weitergekommen bin, habe ich ein anderes aufgegriffen und mein Problem oder meine Blockade hat sich dadurch oft von selbst gelöst.


Jetzt will ich zurück zu diesen good old days, weil ich im letzten Jahr gemerkt habe, dass es mir nicht guttut, krampfhaft an einem Projekt festzuhalten. Das hat nur dazu geführt, dass ich den ganzen Tag über prokrastiniere und nichts zustande bringe - und mich so noch tiefer in das Deadline-induzierte Loch gegraben habe.


Meine Theorie ist, dass ich an diesen Tagen doch etwas Vorzeigbares erreicht hätte, hätte ich das Projekt gewechselt und einfach mal für ein paar Stunden (oder auch Tage) an etwas anderem gearbeitet. In dieser Zeit hätte mein Gehirn im Hintergrund auch Lösungsansätze und Ideen für das “Problemkind” entwickeln können, bis ich mal wieder einen Eureka-Moment habe und sich die Blockade löst.


Das Selbstexperiment ist die praktische Seite dieses Selbststudiums, das ich mittels einer öffentlichen Google Tabelle tracke - ja, ich zähle wieder Wordcounts, was tatsächlich einen äußerst positiven Effekt auf mein Schreiben hatte.


Selbstständige Weiterbildung

Ich habe einen ganzen Haufen Schreibratgeber daheim, die ich zum Teil schon mehrmals, zum Teil noch gar nicht gelesen habe. Und noch unzählige mehr als eBooks in meiner Kindle-App.


In der Vergangenheit habe ich Schreibrategeber zwar gelesen, als wären es spannende Thriller (ja, ich finde solche Ratgeber total spannend und meine das ernst). Wichtige Informationen oder hilfreiche Tipps habe ich mir aber selten herausgeschrieben, höchstens mit Textmarker angestrichen, mehr aber nicht.


Mittlerweile gehe ich mit Wissen anders um und lese ein Buch nicht nur, sondern arbeite es richtig durch. Ich mache mir Notizen auf Post-Its oder (o Schreck!) im Buch selbst, highlighte Stellen und hinterlasse bei besonders wichtigen Informationen auch den ein oder anderen Pagemarker.


Wenn ich einmal durch bin, tippe ich sämtliche angestrichene Zitate und meine eigenen Notizen ab und sammele sie in einem Worddokument. Später gehe ich das dann durch und übertrage es in mein sogenanntes Second Brain (mein persönlicher, digitaler Wissensschatz), wo ich es mit Wissen aus anderen Büchern verbinde und mit meinen eigenen Gedanken und Ideen verknüpfe.


Das kostet Zeit und der Workflow ist keineswegs perfekt (ich lese mehr, als ich tatsächlich dann ins Second Brain übertragen kann), aber allein durch diesen Prozess bleiben mehr Informationen bei mir hängen.


Meine Hoffnung ist es, dass sich im Lauf der nächsten 2,5 Jahre sehr viel Wissen zum Thema Schreiben und Veröffentlichen darin anhäufen werden. Dass ich dadurch meine praktische Arbeit als Autorin, nämlich das Planen, Schreiben, Überarbeiten und Veröffentlichen durch dieses Wissen leichter bewältigen kann.


Aktuell lese ich beispielsweise Anatomy of Genres von John Truby, ein riesiger, extrem theoretischer Schinken mit über 700 Seiten (wohlgemerkt auch noch auf Englisch) - und allein im ersten Drittel habe ich weit mehr gelernt, als ich mir je durchs praktische Schreiben oder YouTube-Videos gucken hätte aneignen können. Ich weiß schon jetzt, dass mir dieses Wissen extrem beim Planen zukünftiger Bücher helfen und mir dabei ein guter Richtungsweiser sein wird.


Das einzige Problem mit so einem Selbststudium: Es gibt niemanden, der mir im Nacken sitzt und mich darauf drängt, diese oder jene Lektion abzuschließen. Das alles ruht auf meinen eigenen Schultern und ich finde, ich habe diesen Teil des Autorendaseins in der Vergangenheit nicht nur sehr belächelt, sondern sogar vernachlässigt.


Damals wollte ich mir nichts von irgendwelchen Fremden vorschreiben lassen. Jetzt weiß ich, dass auch diese Tipps und Meinungen zu einem gewissen Aspekt des Schreibens nicht in Stein gemeißelt sind. Dass ich diese “Regeln” durchaus mal brechen kann, wenn ich möchte.


Aber, ist es nicht wichtig, erst einmal die Regeln zu kennen, bevor man mit einem Spiel beginnt?

Sonst versucht man blind, irgendwie voranzukommen, muss weit mehr Rückschläge als nötig einstecken und gibt irgendwann vielleicht ganz auf. Bevor das passiert, ziehe ich lieber die Reißleine und stecke meine Nase in sämtliche Bücher übers Schreiben, die ich finden kann.


Das ist sicher nicht für jeden etwas, aber mir macht die Arbeit mit dem theoretischen Wissen immer mehr Spaß. Und das ist es ja, was ich möchte: dass ich weiterhin Freude an meiner Arbeit habe.


Die Dinge, die ich dabei lerne und für hilfreich halte, gebe ich gerne an meine LeserInnen und ZuschauerInnen weiter. Einerseits, weil nicht jeder so viel Zeit oder die nötigen finanziellen Mittel hat, um so viele Bücher durchzuackern (letzteres habe ich aktuell auch nicht wirklich, aber na ja …). Andererseits, weil sich dieses Wissen dadurch auch nochmal in meinem Hirn festigt.

Ein gewisser Eigennutz ist also durchaus vorhanden, aber den könnt ihr mir sicher nachsehen, oder?


Wie es bisher läuft

Das war jetzt alles sehr abstrakt - viele Pläne und Wunschvorstellungen.

Aber ich habe auch schon erste konkrete Schritte unternommen, damit Phase 1 des Experiments ein Erfolg wird.


Im Januar habe ich mich und meine neuen Ziele noch gefunden, jetzt im Februar habe ich bis auf zwei Krankheitstage jeden Tag geschrieben und meistens auch mehr als 2.000 Worte erreicht. Die waren zwar allesamt für "nur" zwei Projekte, nämlich Erwählte des Werwolfs und Projekt Efeu 2, aber es waren nicht die einzigen Projekte, an denen ich arbeite.


Neben dieser Rohfassung habe ich noch zwei weitere Novellas für die Grey’s Halfway House Serie geplottet, sehr viel für ein entferntes Spin-Off der Witch’s World Serie gebrainstormt und in meiner Plotzusammenfassung für Projekt Efeu für Ordnung gesorgt.


Und das Beste: Ich habe wieder richtig viel Spaß beim Schreiben und jeden Tag ein Erfolgserlebnis, wenn ich meinen Mindestwordcount von 1000 Worten erreiche.


Über all die Dinge und “Upgrades”, die ich in den letzten Wochen bei meiner Schreibroutine oder generell in meinem Arbeitsalltag übernommen habe, spreche ich demnächst noch ausführlich. Und es wird auch einen Post geben, an welchen Projekten ich in den nächsten Monaten arbeiten werde, und was demnächst von mir erscheinen wird.


Bis dahin wünsche ich euch frohes Schaffen!

eure kate




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Über Kate Stark

Schreibt Bücher und macht YouTube-Videos über ihr Autorenleben.
Liebt Social Media, Fantasy, Notizbücher und Schokolade.

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